Buenas ihr Lieben!
Weil gerade Ferien sind und mein
alltägliches Leben somit vorerst ein Ende hat, werde ich euch jetzt
von ebendiesem erzählen.
5:20
Handy schrillt los, Karla haut drauf
und schläft weiter.
5:30
Handy meldet sich wieder, diesmal muss
Karla aufstehen. Unter die eiskalte Dusche und so schnell wie möglich
wieder raus. Bett und mich fertig machen.
6:20
6:50
Auf geht’s ins colegio. Abstecher zum
Dorfbäcker, wenn gerade kein Obst im Haus ist (was öfters
vorkommt). Dort wird Karla inzwischen herzlich mit „Buenos días,
profe“ gegrüßt.
6:55
Ankunft in der Schule, meist als eine
der ersten Lehrer_innen. Erst einmal fleißig das Wi-Fi ausnutzen,
bis gegen 7:05 (also fünf Minuten nach Schulbeginn) die Lehrer_innen
eintreffen und Karla mit 'ihrem' Lehrer bzw. 'ihrer' Lehrerin in den
Unterricht marschiert.
Dort steht sie dann vorne an der Tafel
herum und hat je nach Thema und Klasse mehr oder weniger zu tun.
Manche Lehrer setzen ihre Assistenz so ein, wie sie gedacht war –
herumgehen und Fragen beantworten, Texte vorlesen und das, was Karla
am liebsten macht: Aufgaben korrigieren.
Eine Lehrerin überlässt ihr stets den
gesamten Unterricht, sodass beide neunten Klassen Dienstags je eine
liebevoll vorbereitete Stunde mit profe Karla haben. In diesen
Klassen klappt der Unterricht gut und macht Spaß, da (fast) alle
sehr interessiert mitarbeiten.
9:00
20 Minuten Pause. Jetzt kann man
sich in die Lehrercafetería
begeben und bei einem Tinto
oder Aromática (quasi Tee) mit den Kollegen quatschen
den Laptop auspacken und sowohl
E-Mails als auch den aktuellen Wechselkurs checken
im Lehrerzimmer bleiben, Obst oder
Brötchen essen und sich mit Kollegen unterhalten, die selbiges tun
sich um Schüler kümmern, die
hilfesuchend ins Lehrerzimmer kommen
11:15
45 Minuten Pause. Die Schüler_innen
nehmen ihr Mittagessen zu sich, ein paar der Lehrer auch, Karla
nicht. Karla macht das Gleiche wie in der kleinen Pause.
14:00/14:50
Schule aus, Karla geht nach Haus'. Dort
ist das Mittagessen bereits fertig, da ihre Gastmama immer für viele
Menschen kocht, die mit kolumbianischer Pünktlichkeit um eins auf
der Matte stehen.
Nachmittags
Meistens Nachhilfe. Jeden Tag außer
Montag und Mittwoch geht Karla entweder zu Yuly oder Julián und
Alejandro rüber oder Daniel/Camila/Karen kommen hier vorbei. Je nach
Sympathie können sich diese 'clases' auf bis zu vier Stunden
ausdehnen.
Mittwochs, wenn Zeit bleibt, nimmt
Karla einen Bus nach Villa de Leyva für die allmonatliche
Geigenstunde, vor der meist noch ein Treffen mit Marla in ihrem
Lieblingscafé drin ist.
19:00
Abends werden dann anstehende
Unterrichts- und Nachhilfestunden vorbereitet, zu Abend gegessen und
mit der Familie gequatscht. Währenddessen läuft natürlich
kontinuierlich der Fernseher, dem man aber nicht obligatorisch
Aufmerksamkeit schenken muss.
20:30-21:00
Völlig fertig vom Tag hört Karla noch
ein bisschen Musik und pennt dann auch sofort ein.
So sieht also mein Alltag aus, wenn ich
drei Mal die Woche in die Secundaria gehe.
Montags und Freitags gebe ich in der
Grundschule Unterricht, die von der nullten bis zur fünften Klasse
geht. Hier gibt es genau genommen keinen Alltag, da alles ganz
fantastisch ungeplant spontan beschlossen wird. Ich komme also mit
vorbereitetem Unterricht für alle möglichen Klassen an, da ich zwar
einen Stundenplan habe, sich aber keiner an diesen hält. Mein Weg
führt mich zuerst auf die Suche nach den Lehrerinnen, damit diese
genauso verwirrt wie ich herumfragen können, zu wem ich denn heute
gehen soll. Nachdem das geklärt ist, führe ich routiniert meine
Stunde durch. Wie
bereits erwähnt
lassen mir die Lehrerinnen komplett freie Hand in der Wahl des
Themas, der Vorbereitung sowie der Durchführung dieser. Deshalb
präferiere ich das colegio, das ist weniger stressig.
Allerdings finden in der Primaria
überdurchschnittlich oft nicht-unterrichtliche Aktivitäten statt.
So gibt es zu allem Möglichen fiestas mit Aufführungen und Singen
von mindestens drei Hymnen. Nicht selten bringt eine Lehrerin dann
Mittagessen für das gesamte Kollegium mit und man verbringt eine
(Unterrichts-) Stunde mit gemütlichem Beisammensein, während die
Kinder draußen spielen dürfen.
Zusätzlich zur Unterrichtsverminderung
trägt bei, dass alle Kinder gehen dürfen, sobald auch nur eine
Klasse von ihrer Lehrerin entlassen wird.
Ist außerdem mal eine Lehrerin krank,
so muss ihre gesamte Klasse ebenfalls nicht auftauchen, da sie
wirklich nur von dieser einen Person unterrichtet wird. Und ab und zu
von Karla.
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Die paar Schüler, die jetzt noch in die Schule kommen, beim Tischeaufpimpen. Jeder muss nämlich am Ende des Schuljahrs seinen eigenen Stuhl reparieren. |
Wenn sich ansonsten entgegen aller
Erwartungen freie Zeit auftut mache ich gerne Spaziergänge durch das
Dorf, klettere auf einen der zahlreichen Berge hinauf, chille mich
lesend in unsere Hängematte, begleite meine Mamá auf ihre
organisatorischen Streifzügen, unterhalte mich mit Estefanía
(Tochter unserer Haushälterin) oder schreibe Tagebuch.
Man kann sich außerdem immer sicher
sein, von quasi jedem gegrüßt zu werden, der einem im Dorf
begegnet. Vor allem wenn ich an einer Gruppe Grundschüler
vorbeikomme:
estudiante 1: „Hola profe Karla!“
Karla: „Hola.“
estudiante 2: „Hola profe Karla!“
Karla: „Hola.“
estudiante 3: „Hola profe Karla!“
Karla: :|
~ Wort des Tages: "cigüeña". Ich finde das ist ein fantastisches Wort. Es bedeutet Storch und kennen lernte ich es, weil Estefanía mich immer wenn ihr langweilig ist total willkürlich gewählte Worte übersetzen lässt. Auf die Weise hat sie schon enorm ihr Englischvokabular erweitert.
Hasta luego,
Karla
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Am Sonntag war uns dreien langweilig, also kletterten wir spontan einen Berg bis in die nächste Vereda (Chipacatá) hoch. |
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Es gibt zwar einen Weg, aber dem folgten wir nicht, das wäre ja langweilig. |
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Daniel und Yuly. |
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Karla und Yuly. |