Verschnupftes hallo ihr Lieben,
Wenn ich die kolumbianische Verpflegung
in drei Worten zusammenfassen müsste, würde ich mich wahrscheinlich
für „Kohlenhydrate, Hühnchen, Saft“ entscheiden. Muss ich aber
gottseidank nicht, also hier der erste Teil meines Berichts über
das, was mir hier so vorgesetzt wird.
Desayuno (Frühstück)
Wenn ich morgens um sechs die Treppe
herunterhüpfe steigt mir schon der Duft gerade erst zubereiteter
'chocolate' in die Nase. Das ist heiße Schokolade und darf in
meiner Familie beim Frühstück keinesfalls fehlen. Das Geniale
daran: Sie wird nicht wie in Deutschland mit Pulver, sondern mit
echter Schokolade in Wasser zubereitet, unterscheidet sich daher
positiv im Geschmack. Zum Dippen gibt’s dazu normalerweise 'pan',
was eigentlich Brot heißt, aber genau genommen ein (nicht ganz so
süßes) Milchbrötchen ist. Ist gerade keines vorhanden, müssen
eben Cracker herhalten. Wenn gerade im Hause, liegt daneben ein Stück
Käse. Leider ist der Käse hier sehr 'quitschig' und sehr sehr
geschmacksneutral. Da versteht man sofort, warum die Kolumbianer sich
den vorzugsweise in die chocolate schmeißen.
Nebst dieser Grundlage kann man nun je
nach Laune der Gastmutter und Inhalt des Kühlschranks entweder
Rührei (mit Tomate, Salz und viel Zwiebel), Suppe
(Brühe mit Kartoffeln) oder Obstsalat (ganz super: Erdbeere +
Banane + Mango) verspeisen, bevor man das Haus verlässt.
Oh und machmal haben wir sogar
Cornflakes oder Müsli (unnötig zu sagen: krass gesüßt) im
Haus. Die servierte meine Mutti zuerst immer mit warmer Milch. Da
musste ich mich gegen aussprechen, damit kam ich eher doch nicht
klar.
Meine erste Mahlzeit in Kolumbien a) |
Meine erste Mahlzeit in Kolumbien b) |
Unter meinen Kolleginnen und Kollegen
bin ich schon als gesundheitsbewusste Obstesserin verschrieen, da ich
eben immer Mandarinen oder Bananen mitbringe. Fakt ist aber einfach,
dass sich alles andere nicht mitnehmen lässt. Beispiel: Joghurt gibt
es, aber recht flüssig und in Plastiktüten.
Almuerzo (Mittagessen)
Das um eins eingenommene Mittagessen
ist hier unbestritten die Hauptmahlzeit. Man startet meistens mit
einer Suppe – von denen es hier unzählig viele
unterschiedliche gibt. Manchmal habe ich auch Glück und die Suppe
wird durch einen Obstsalat ersetzt. Von der Vorspeise eigentlich
schon gut gesättigt wird einem danach ein riesiger Teller voller
Kohlenhydrate serviert. Darauf liegen obligatorischerweise Reis
und Kartoffeln – ja, beides – und für die
Nicht-Vegetarier (also alle bis auf Karla) irgendein Teil eines
Hühnchens. Dazu kann man sogar noch Nudeln essen, gar
kein Problem. Oder 'plátanos' (Kochbananen), in längliche
Scheiben geschnitten und in viel Öl gebraten. Die sind ziemlich
lecker. Wenn danach also noch Platz auf dem Teller ist, erbarmt man
sich vielleicht und fügt etwas Gemüse hinzu. Das kann sein
- Salat (allerdings eher ohne Dressing sondern mit Kräutern)
- rote Bohnen
- Mischgemüse aus Erbsen, grünen Bohnen und sonst noch was (in sahniger Soße allerdings)
- gekochter Kürbis (lecker!)
- zwei Scheibchen Avokado plus zwei Scheibchen Tomate
Merkt ihr was? Ich vermisse Gemüse...
Einen Lichtblick stellt der zuverlässig
dazu gereichte frisch gepresste, bzw. im Juicer
zubereitete 'jugo'
(Saft) dar. Der kann aus allen erdenklichen Früchten bestehen. Mein
Favorit ist momentan jugo de mora. Moras sind in Deutschland nicht
bekannt, ähneln aber Brombeeren.
Obstsalat mit Papaya, Mango und Banane |
Die berühmt-berüchtigten drei Kohlenhadrate! |
Mittagessen - Reis, Kartoffeln, Kürbis und eine Art Kartoffelfladen mit Avokado und Tomate |
Nachmittags ist es üblich, ein heißes
Getränk zu sich zu nehmen. Bei mir kann man zwischen drei wählen:
Tinto, Café und Agua de panela. Kennt ihr nicht? Stimmt.
Tinto: schwarzer Kaffee mit
einer Menge Zucker. Den trinken auch die Kinder.
Café: ¾ Milch und der Rest
Tinto.
Agua de panela: heißes Wasser,
in dem beachtlich viel Panela (kann man sich wie Kandiszucker
vorstellen) aufgelöst wird. Also quasi Zuckerwasser. Da kann man
sich auch noch Milch dazukippen, dann nennt es sich 'tetero'.
Cena (Abendessen)
Zumeist isst man abends die Suppe
vom Mittagessen und trinkt vielleicht noch agua de panela dazu. Im
Falle, dass noch mehr vom Mittagessen übrig ist (Reis und Kartoffeln), vernichtet man das
eben.
Vorgestern gab es, nachdem alle mit
ihrer Suppe fertig waren, frisch gemachtes Popcorn für alle,
einfach weil meine Mutter anscheinend Bock darauf hatte. Ziemlich cool.
Ich persönlich kann inzwischen Suppe
und Kartoffeln nicht mehr sehen, habe jedoch Reis und seine Vielfalt
sehr zu schätzen gelernt und bin nun ebenfalls der Ansicht, dass man
ihn zu allem, einfach allem kombinieren kann. Zu Kartoffeln,
Kochbananen, Pommes, Suppe, Salat...
Das war ein kleiner Einblick in meinen
kulinarischen Alltag, aber wie das eben so ist, kann man noch viel
mehr Worte über Essen verlieren und das werde ich auch tun. Erwartet
also gespannt Teil II der Essens-Kolumne.
~ Wort des Tages: „afónico“. Mein
meistgehörtes Wort gestern. Gesagt habe ich nämlich nicht viel. Das
Wort bedeutet stimmlos oder heiser, und genau das war ich. Im
Unterricht. Danke Grippe, war lustig. Man kann es sich wie einen
Stummfilm vorstellen.
Hasta luego,
Karla
Die Wanted Posters der dritten Klasse |
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