Buenos días,
Gott
Vorletztes Wochenende fuhr die gesamte
Familie in die 1,5h entfernte Stadt Chiquinquirá. Und wenn ich 'die
gesamte Familie' sage, dann meine ich damit, dass wir uns zu fünft
auf die Rückbank unseres nur durchschnittlich geräumigen Mazdas
kuschelten.
Chiquinquirá gilt als das religiöse
Zentrum Kolumbiens. Das wusste ich nicht, darum wunderte ich mich
anfangs etwas über die Massen an Gebetskettchen,
Maria-Schlüsselanhängern, Maria-Statuen, Maria-Bilchen und
Maria-Seifen, die an jeder Straßenecke und auch dazwischen angeboten
wurden.
Selbstverständlich guckten wir uns
zuallererst die größte katholische Kathedrale Kolumbiens an. Es war
recht voll, aber man konnte gut einen Eindruck von der immensen Größe
der Kirche und dem Wert des goldenen Altars bekommen.
Außerdem gibt es für religiös
interessierte Menschen noch den 'pozo de la virgen', also einen
Brunnen der Jungfrau Maria. Den fand ich schick, vor allem den
unterirdischen Gang dorthin und den Fakt, dass sie dort eine
Instrumentalversion von 'My heart will go on' laufen ließen.
Um den Brunnen selbst stand mir zu viel
Security herum, da habe ich das Fotografieren lieber sein lassen.
Ein richtig cooles Haus am Platz vor der Kathedrale |
Bruder, Mutter, Bruder, Schwägerin, Nichte in Chiquinquirá |
Der Tunnel zum pozo de la virgen |
Außer religiösem Sightseeing kann man
in Chiquinquirá anscheinend gut LKW, camiones, kaufen. Meine
Gastbrüder verbrachten bestimmt eine Stunde mit dem Besichtigen
einiger dieser truckähnlichen Vehikel, mit denen man von Vieh über
Menschen und Essen alles Denkbare transportieren kann. Wir fuhren
letztendlich aber nur im Mazda wieder zurück.
Ach ja, das Autofahren.
Wie gesagt ist es überhaupt kein
Problem, die maximale Passagieranzahl von fünf Personen flexibel
auszuweiten. Des Weiteren ist es auch überhaupt kein Problem, die
Anschnallgurte nur alle paar Jubeljahre zu benutzten.
Die Fahrweise einiger Kolumbianer lässt
sich in drei Worten beschreiben: hupen und hoffen. Also hupen und
sich dazwischenquetschen, wo eigentlich kein Platz ist, aber auf
mysteriöse Art und Weise doch welcher geschaffen wird. Hupen und
jegliche Vorfahrtsregeln missachtend über die Kreuzung brettern.
Hupen und darauf setzen, dass die Fußgänger/Hunde/Kühe doch nicht
über die Straße laufen werden. Auch gewagte Überholmanöver oder
generell Ausweichen auf die Gegenspur sind an der Tagesordnung, wobei
letzteres den zahlreichen Schlaglöchern geschuldet ist.
Man gewöhnt sich jedoch überraschend
schnell an die etwas andere Auffassung der Straßenverkehrsordnung,
da sie hier einfach funktioniert.
Colegio y escuela
Letzten Samstag fand in der Schule
ausnahmsweise Unterricht statt, als Ausgleich für ausgefallene
Schultage. Allerdings nur für drei Stunden, danach stand Sport auf
dem Plan (Teams der einzelnen Klassen gegeneinander). Das habe ich
mir natürlich nicht entgehen lassen und schleuste mich schnell in
das Volleyballteam der Klasse 11.2 ein. Um die Frage vorweg zu
nehmen: Ja, das Netz hängt tiefer als in Deutschland. Aber
vielleicht ist das auch eine Besonderheit meiner Schule.
Ansonsten wurde noch Basketball,
Fußball und Tischtennis gespielt, für die nicht so
Sportbegeisterten waren Schach und Mensch-ärgere-dich-nicht im
Angebot.
Colegio San Felipe mit all seinen 360 Schülerx |
Am Montag war ich das erste Mal in der
Primaria, das bedeutet Klassen von Stufe 0 bis 5. Die Lehrerinnen
dort waren bestens vorbereitet, mein gesamter Stundenplan stand
bereits. Ich startete also in der Fünften, sang dann mit zwei
dritten Klassen das Lied „Head, shoulders, knees and toes“
(bestimmt zehn Mal, fanden die klasse), verzweifelte an der
Lebhaftigkeit der Erstklässler, sprach in der Zweiten Berufe vor und
brachte den sympathischen Viertklässlern Personalpronomen bei.
Das Problem in der Primaria: die
Lehrerinnen sind zwar alle super nett und witzig drauf, erwarten
aber, dass ich den gesamten Unterricht alleine schmeiße. Für den
ersten Tag war das ungünstig, da ich natürlich nicht vorbereitet
war und spontan etwas aus dem Hut zaubern musste. Fand ich etwas
stressig. Aber für die folgenden Stunden weiß ich jetzt ja
Bescheid, dann wird das bestimmt ganz gut laufen. Ein Vokabelmemorie
ist zum Beispiel bereits fertiggestellt.
~ Wort des Tages: „chévere“. Das
heißt so etwas wie fröhlich und hört sich immer anders an als es
geschrieben wird. Vor allem meine Kolleginnen und Schülerinnen
benutzen es ständig. Außerdem beschreibt es, wie ich mich hier in
Kolumbien fühle. UPDATE: Man könnte es als das kolumbianische 'cool' beschreiben.
Hasta luego,
Karla
Julian macht gerade eine Ausbildung zum Pastor, deswegen steht ihm als einziger in Cucaita ein Keyboard zur Verfügung. Das konnten wir (Laura und ich) uns natürlich nicht entgehen lassen. |
Seit ein paar Tagen haben wie eine Babyhündin! Einfach so, ohne Vorwarnung. |
Schön gegendert Karla!
AntwortenLöschenZu irgendetwas muss das VBS ja gut gewesen sein.
LöschenLiebe Karla,
AntwortenLöschenerst heute habe ich mir die bisherigen blogs mal in aller Ruhe durchgelesen. Ich muss sagen: sehr informativ und dabei sehr locker und häufig sehr witzig geschrieben. Offenbar hatten wir alle doch vorher ein sehr undeutliches Bild von Kolumbien. Und: die scheinst ja mit den Schülern schon richtig profimäßig umzugehen. Weiter so und eventuell bis bald mal beim Skypen !
Astrid