Letzten Sonntag vor 100 Jahren wurde Lettland
unabhängig. Also am 18.11.1918. Für die, die nicht rechnen wollen. Entsprechend
groß wurde an diesem Tag gefeiert.
Die Lichterausstellung Staro Rīga zeigte künstlerische Lichtinstallationen in ganz Riga,
und das an drei Abenden. Auf dem Weg in die Innenstadt kam ich an einer Fontäne
vorbei, auf die ein Countdown projiziert war. Noch 40 Sekunden, ließ sie
verlauten. Neugierig blieb ich stehen.
Drei. Zwei. Eins. Hoch schoss das Wasser, als die Fontäne ihre Größe verdoppelte. Sie erinnerte an einen Pfau, der mit seinem Rad beeindrucken möchte. Eine Stimme ertönte, und nun sah man auf der Leinwand aus Wasser Farben und Formen Gestalt annehmen. Die Stimme erzählte eine Geschichte, die ich selbstverständlich nicht verstand. Dazu bewegten sich Silhouetten auf der Wasserleinwand und leuchtende Farben erhellten Bach und die mich umgebenden Gesichter.
Drei. Zwei. Eins. Hoch schoss das Wasser, als die Fontäne ihre Größe verdoppelte. Sie erinnerte an einen Pfau, der mit seinem Rad beeindrucken möchte. Eine Stimme ertönte, und nun sah man auf der Leinwand aus Wasser Farben und Formen Gestalt annehmen. Die Stimme erzählte eine Geschichte, die ich selbstverständlich nicht verstand. Dazu bewegten sich Silhouetten auf der Wasserleinwand und leuchtende Farben erhellten Bach und die mich umgebenden Gesichter.
Wie ein leuchtender Pfau! |
(In echt sah es cooler aus.) |
Erleuchtet: Brīvības piemineklis |
Ich lief weiter, am angestrahlten
Freiheitsdenkmal vorbei, in Richtung der alten Biologiefakultät. In dem
dazugehörigen Park gibt es einen See. Auf dem See schwammen riesige leuchtende
Seerosen, und darüber flogen in einer musikalischen Inszenierung Kolibris.
Also, eigentlich sahen sie aus wie leuchtende kleine Zeppeline mit Flügeln.
Aber nennen wir sie der Kunst zuliebe Kolibris. Ich musste eine ganze Weile
stehenbleiben und gebannt zusehen, bis mir klar wurde, dass auch Menschen
involviert waren. Unter den Vögeln nahm ich nämlich Schemen wahr. Zwei schwarz
gekleidete Künstler bewegten die Lichttiere unablässig über ihren Köpfen, wie
Lenkdrachen. Krasse Arbeit, das nachts bei null Grad fünf Stunden lang durchzuziehen. Ich ließ die musikalischen Flugtiere hinter mir und schob mein
Fahrrad weiter. Dorthin, wo alle herkamen.
Das Rigaer Kongresszentrum war zu einem Bilderbuch
umfunktioniert worden. Auf die gesamte Breitseite des Gebäudes war eine
märchenhafte Szenerie angeworfen. Eine Stimme erzählte eine Geschichte und die
Menschenmenge um mich herum beobachtete angetan, wie der Protagonist durch den
verzauberten Wald hüpfte. Ohne Lettischkenntnisse – mäßig spannend.
Keinerlei Lettisch brauchte ich jedoch für das
majestätische Feuerwerk am Sonntag um Punkt 21:02 Uhr. Wir alle haben bereits
unzählige Feuerwerke gesehen. Aber dieses war besonders. Auf Fotos kann man so
etwas nicht zulänglich festhalten, deswegen habe ich das auch nicht getan. Knapp 20
Minuten lang galten des Publikums Blicke einzig und alleine dem Spektakel am
Himmel und unmittelbar über dem Wasser der Daugava. Abgestimmt auf lettische
Musik schossen Fontänen und Säulen aus Licht empor, ließen Scheinwerfer den
verursachten Rauch in weiß und rot erstrahlen und umringten riesige Bälle aus
Feuerwerk den Mond. Man war hingerissen. Besonders gut fand ich die Lautstärke.
Entgegen gängigen Erwartungen muss Feuerwerk nämlich nicht ohrenbetäubend laut knallen
oder pfeifen. So hörten wir die begleitende Musik erstaunlich gut.
Einziger Knackpunkt, den viele Letten
kritisieren: die hier in 18 Minuten verpulverten 235.000 Euro hätte man auch
sinnvoll anders einsetzen können.
Weiterer erwähnenswerter Punkt: Die
Menschenmassen. Nicht nur ganz Riga, nein, gefühlt ganz Lettland war an diesem
Abend mit seinen geballten 1,95 Millionen in der Innenstadt unterwegs. Es gab teilweise einfach kein Durchkommen.
Überall Menschen. Und der öffentliche Nahverkehr war an diesem Tag kostenlos. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass wir den ganzen Weg liefen. Viele gingen nach dem Feuerwerk noch essen oder feiern, denn
der Montag war frei. Clubs wurden in dieser Nacht dazu angehalten,
ausschließlich lettische Musik zu spielen. Einfach alles war auf den Beinen. Mir
gefiel die Atmosphäre sehr.
Fun Fact: Am 18.11. geborene Babies (61 an der Zahl) bekamen traditionell gemusterte Fäustlinge vom Staat geschenkt.
Außerdem: In vielen vielen anderen Ländern feierte man mit, indem wichtige Gebäude oder Ähnliches in den lettischen Nationalfarben erleuchtet wurden. Zum Beispiel die Niagarafälle an der US-kanadischen Grenze, der polnische Präsidentenpalast, der Leuchtturm in Genoa, Italien, oder Manneken Pis in Belgien, der in lettische Tracht gehüllt wurde.
Fun Fact: Am 18.11. geborene Babies (61 an der Zahl) bekamen traditionell gemusterte Fäustlinge vom Staat geschenkt.
Außerdem: In vielen vielen anderen Ländern feierte man mit, indem wichtige Gebäude oder Ähnliches in den lettischen Nationalfarben erleuchtet wurden. Zum Beispiel die Niagarafälle an der US-kanadischen Grenze, der polnische Präsidentenpalast, der Leuchtturm in Genoa, Italien, oder Manneken Pis in Belgien, der in lettische Tracht gehüllt wurde.
~ Worte des Tages: „Sniegbaltīte un septiņi
rūķīši“. Ich bin letztens am Theater vorbeigekommen, und es hing ein Plakat zu
diesem Märchen aus. Schneewittchen und die sieben Zwerge. Ich fand die
Übersetzung ganz witzig.
Karla