Guten Tag ihr Lieben!
In diesem Post möchte ich euch mehr
von dem kolumbianischen Essen erzählen. Was man so in einem normalen
Tagesablauf aufgetischt bekommt, habt ihr ja bereits lesen können.
Hier kommen nun weitere Besonderheiten
und Gerichte.
Süß oder salzig?
Während der ersten Tage in der Schule
stellte ich fest, dass meine Mitmenschen ganz wild auf Süßes sind.
Zu jedem Kinderfest und auch dazwischen wurden Lollis an die Kinder
verteilt. Und auch der Direktor griff gerne zu. Bonbons und Lollis
erfreuen sich überall großer Beliebtheit, dafür gibt es fast keine
'richtige' Schokolade. Nur Riegel aus Waffel oder Sandkuchen mit
Schokoladenüberzug. Ich vermute mal, da pure Schokolade, wie wir sie
von Milka kennen, der Bevölkerung zu teuer wäre. Wenn ich im
Supermarkt richtige 100g-Tafelschokolade suche, finde ich nur welche
aus Europa.
Es geht aber noch um Meilen süßer.
Das wahrscheinlich süßeste Zeug, das man kaufen kann, nennt sich
'Bocadillo' (das doppelte L spricht man aus wie ein J), ist
unnatürlich rot und besteht aus Guave ('guayaba') und Zucker. Das
kann man pur essen, aber besonders beliebt ist es in Kombination mit
Käse.
Dann gibt es noch 'Arequipe'. Alle
Kolumbianer, die ich kenne, stehen darauf. Arequipe ist eine süße
Karamellcreme, die man ebenfalls pur löffeln kann. Am leckersten ist
sie allerdings auf leicht salzigen Kräckern.
Beides, Arequipe und Bocadillo, sind
unheimlich gerne in Backwaren zu finden. Wo die Deutschen Marmelade
reinpacken füllen die Kolumbianer (Käse und) Bocadillo oder
Arequipe hinein. In Cucaita sehr beliebt: Roscón. Ähnelt einem
Riesendonut, besteht aus etwas Teig und viel Luft, ist mit Kokos
bestreuselt und beinhaltet selbstverständlich Arequipe.
Auf der anderen Seite scheint man wenig
Gewürze zu kennen. Nur Salz, Salz ist wichtig. Bei der Menge an
Kartoffeln, die wir hier verspeisen, haben wir immer einen ganzen
Topf von dem weißen Zeug im Haus. Leider macht man nicht bei
Kartoffeln und Rührei halt. Salz kommt auch auf den Salat. Dafür
gibt es dann eben kein Dressing.
Arequipe der größten Marke. (Quelle: http://www.la14.com) |
Bocadillo con queso (Quelle: http://www.cocinasemana.com) |
Frische Roscones aus der Dorfbäckerei. |
Brot ist nicht gleich Brot
Ich bin Deutsche, und als solche habe
ich gewisse Ansprüche an Lebensmittel, die aus Mehl hergestellt
werde und das Wörtchen 'Brot', bzw. 'pan' im Namen tragen.
Von Reisen ins Ausland lernte ich ja
bereits, dass ich eigentlich nirgendwo ein schönes
Dinkelvollkornbrot erstehen werde. Entsprechend mental vorbereitet
kam ich hier an. Entsprechend positiv überrascht war ich von einigen
Bäckereien in Tunja, in denen man zwar Brotlaibe vergeblich sucht,
die aber eine sehr große Auswahl an unterschiedlichen leckeren
Brötchen aufweisen können. Da gibt es Maisbrötchen,
Weizenbrötchen, Baguettebrötchen, 'Sahne'-Brötchen und noch viel
mehr, aber ich kann das Wort Brötchen nicht mehr hören. Fakt ist
einfach, dass Brot gleich Brötchen ist, süß sein muss und
normalerweise nicht aus Vollkorn besteht. Wenn man dann aber einmal
Vollkornbrötchen findet, sind die gut. Weicher als gewohnt, aber
gut.
Alle deutschen Freiwilligen vermissen
jedoch inzwischen mehr oder weniger richtiges Vollkornbrot in
Scheiben. Dieses gibt es im größten Supermarkt Tunjas aus
Deutschland importiert zu kaufen. Laura und ich haben uns das bis
jetzt ein Mal gegönnt. Es war himmlisch.
Wir schließen also: Kolumbien hat
Bäckereien und die stellen gar nicht mal schlechtes Pan her. Was
sage ich, das Pan de Maíz ist fantastisch.
Aber: Pan ist nicht gleich Brot.
In der Dorfbäckerei, Cucaita. Hier wird eher Einfaches gebacken und die Brötchen unterscheiden sich mehr in Form als Geschmack. |
Mengenverhältnisse
Es verblüfft mich immer wieder, wie
viele Geschwister meine Schüler*innen haben. Oft sind es zwei oder
drei, nicht selten auch mehr.
Das Dorf Pijaos, in dem Laura arbeitet,
scheint trotz seiner über 1000 Einwohner nur aus drei Großfamilien
zu bestehen. Alle sind irgendwie irgendwo über tausend Ecken
miteinander verwandt.
Worauf ich hinauswill ist: die Familien
sind groß, entsprechend viel muss man einkaufen. Darauf sind auch
die in den Supermärkten und Tante-Emma-Läden erhältlichen Mengen
an Grundnahrungsmitteln ausgerichtet.
Eier kauft man grundsätzlich in 30-er
Packs, ruhig auch fünf davon auf einmal.
Reis ist verdammt wichtig. Niemals
würde ein Kolumbianer auf die Idee kommen, diesen in 500g-Tütchen
zu kaufen, wie wir Deutschen. In den Supermärkten gibt es für
gewöhnlich mindestens eine ganze Wand voll mit Reistüten, die
jeweils glaube ich 2kg beinhalten. Aber auch das ist nach drei Tagen
aufgebraucht. Ich weiß nicht wo sie ihn herbekommen, aber meine
Familie schleppt manchmal einen 50kg-Sack voll Reis an.
Selbiges kann man mit Zucker machen.
Brauner Zucker gilt hier als der normale Zucker und davon benötigt
man im Alltag eine (ungesunde) Menge. So wie ich das sehe, benutzt
man ihn vor allem für die Säfte und den Tinto (schwarzer Kaffee mit
viel Zucker). Somit haben wir manchmal zuhause zwei riesige Säcke
unter der Treppe stehen; einer gefüllt mit Zucker, der andere mit
Reis.
~ Wort des Tages: „Mamarrachito“.
Es gibt so Worte, die schmeißen mir meine Mitmenschen einfach so an
den Kopf, als seien sie das normalste auf der Welt. Mamarrachito
findet man in keinem Wörterbuch, aber die nicht-verniedlichte Form
'mamarracho' bedeutet Pinselei. Yuly benutzt es aber einfach als
Synonym für Zeichnung.
Hasta luego,
Karla
Ein appetitlicher Streifzug! Wie immer macht da das Lesen Spaß. Gerne wissen würde ich auch, welche Pflanzen in den Gärten wachsen. Da gibt's dann hoffentlich Extra-Vitamine! Tschö, Mama
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