Buenas tardes!
In diesem Beitrag möchte ich euch von
echt europäischem Essen und unserem Wochenendtrip nach San Gil
vorschwärmen. Außerdem habe ich schon lange nichts mehr von meiner
Arbeit erzählt, das mache ich dann auch mal.
Deutsche bringen Italien nach Kolumbien
Die deutschen Köchinnen haben mal
wieder zugeschlagen. Vorletzten Freitag liefen Laura und ich mit
bereits vorbereitetem und schön aufgegangenem Teig durchs Dorf zu
Familie Garcia, um mit den drei Schwestern und einem Freund Yulys
(genannt Kevincito) Pizza nach italienischer Art zu backen. Die hier
erhältliche Pizza ist nämlich absolut nicht mit der in Deutschland
beliebten zu vergleichen. Hiesige Pizzen nennen sich „American
Pizza“ und schmecken auch dementsprechend. Mir persönlich wird
immer bereits nach einem Stück schlecht. Sehr fettig, fast immer
Pizza Hawaii und wenn man Pech hat, ist der Rand mit Bocadillo
gefüllt...
Wir legten also los, alles schnibbeln
und sogar die Tomatensoße selber zusammenköcheln. Die
Kolumbianer*innen hatten alle noch nie selber Pizza zubereitet,
geschweige denn eine viereckige. Sie waren begeistert beim Belegen
und natürlich beim späteren Aufessen dabei. Insgesamt buken wir
unglaubliche fünf Bleche, sodass Laura und ich unserer jeweiligen
Gastfamilie noch Abendessen vorbeibringen konnten.
Milena und Kevincito, fleißig am Schnibbeln. |
Mal kurz ins Warme
Das Tolle an Kolumbien und seinen
tausend Klimazonen ist ja, dass man einfach für ein Wochenende der
Kühle Cucaitas/Tunjas enfliehen und sich ein paar Kilometer weiter
bei über 25°C entspannen kann.
Also machten wir das auch. Gemeinsam
mit fünf weiteren Freiwilligen fuhren wir am Freitag im Bus los nach
San Gil, wo wir gegen 7pm ankamen und sofort in ein uns bereits
bekanntes Restaurant mit dem wunderbaren Namen „Gringo Mike's“
einkehrten. „Gringo“ ist ein hier gebräuchliches Wort für
US-Amerikaner. Leider wird es oft vergeneralisiert für Ausländer
eingesetzt, da wehre ich mich immer stark gegen. Jedenfalls gibt es
in dem Restaurant Burger, Pommes, Burritos und Quesadillas, und das
alles sogar mit einem annehmbaren Vegetariermenü. Im Urlaub ist das
Essensmotto immer: Alles, nur nichts typisch Kolumbianisches!
Die Schöne und das Biest (von rechts nach links). |
Der Parque von San Gil bei Nacht. Wunderschön. |
Der nächste Tag begann mit ausgiebigem
Frühstück und darauffolgendem Besuch des Marktes. Mittags fand man
uns etwas fertig von der Hitze in einem Eisladen, Limonada de Coco
trinkend. Danach ging es postwendend
los zur Hauptunternehmung des Tages, einer zweistündigen Höhlentour.
Wir lernten die Kuhhöhle, die 'cueva de la vaca' kennen. Vielleicht
kam der Name zustande, weil wir unserem Guide erst einmal über drei
Weiden folgen mussten, um zum Höhleneingang zu gelangen. Vielleicht
gibt es auch tiefgehendere Gründe. Wer weiß.
Ausgestattet mit den hässlichsten
Klamotten, die wir kriegen konnten, Helm und Stirnlampe ging es unter
die Erde. Bereits nach vier Metern durften wir beim
durch-Felsspalten-Quetschen feststellen: so eine Höhlentour ist
absolut nichts für klaustrophobe Menschen. Wir folgten einem kleinen
Bachlauf bis zu dessen Ursprung ganz tief drin im Berg. Auf dem Weg
watschelten wir im Entengang, krabbelten wie Spiderman, krochen wie
Katzen und schwammen wie Nielpferde, je nach Höhe der Felsdecke über
uns. Einmal mussten wir auch ein kleines Stück tauchen und dazu kam
die Möglichkeit, eine Naturrutsche aus Fels und Schlamm
hinunterzurutschen. Wie ein Kindertummeldschungel, nur im Dunkeln und
mit beeindruckenden Stalaktiten und Stalagmiten drumherum. Diese
Unternehmung war wesentlich spaßiger und spannender als vorher
gedacht und lohnt sich auf jeden Fall.
Die Erleuchteten unter Tage. |
Platzangst und Schrammen an Knien und Ellbogen. |
Die Truppe. |
Der Sonntag begann früh, damit wir
ein paar Stunden in Barichara, einem nahe gelegenen Kolonialdorf,
verbringen konnten. Es ist mit Villa de Leyva zu vergleichen, nur mit
grünerer Natur. Hier wurden wir alle ausgiebig von Mücken
zerstochen und machten, begeistert von der Aussicht, Fotos über
Fotos.
Mangels offener Restaurants ging es zum
Mittagessen zurück nach San Gil, zum dritten Mal ins „Gringo
Mike's“. Nun haben wir quasi die gesamte Speisekarte abgearbeitet
und sind bestimmt in die Stammgästeliste aufgenommen.
Das Cucaita-Team am Ende Baricharas. |
Malerische Gassen, Barichara. |
Ende-der-Welt-Foto. |
Was heißt nochmal 'Ich'?
Noch ein paar Worte zu meiner
fortgesetzten Arbeit in der Schule.
Seit Schulbeginn Ende Januar arbeite
ich nur noch im Colegio, die Grundschule muss jetzt ohne mich
klarkommen. Mit dieser Regelung, zu der ich selbst auch den größten
Teil beigetragen habe, bin ich sehr zufrieden, da ich so mehr den
Schüler*innen im Colegio beistehen und somit mehr bewirken kann.
Zum Verdruss der Schüler*innen (aber
natürlich nur zu ihrem Besten) habe ich Vokabeltests für nahezu
alle Klassen eingeführt. Diese schreiben wir nun alle zwei Wochen
und der oder die Beste darf sich immer etwas aus meiner
Geschenkekiste aussuchen (meistens Oreo-Kekse). Ich fand diese
Maßnahme der Vokabeltests sehr nötig, da die Kinder jedes, aber
wirklich jedes einzelne Wort im Wörterbuch nachschlagen. Es kommt
nicht selten vor, dass sie mich sogar fragen, wie man 'ich' auf
Englisch sagt...
Weil ich Wettbewerbe so gerne mag, ziehe ich das
Ganze noch etwas größer auf – es gibt einen langzeitigeren
Kontest zwischen allen Kursen des Colegios. Die in den Tests
gesammelten Punkte der gesamten Klasse werden zusammengezählt, eine
Durschnittsnote errechnet und alle zwei Wochen in einer Tabelle
ausgehängt, sodass man den Überblick behalten kann. Kurz bevor ich
nach Deutschland zurückkehre gibt es dann die Auswertung und der
Kurs mit den meisten Punkten gewinnt ein Blech Muffins, mit viel
Herzblut von Laura und mir gebacken.
Meine Hoffnung ist, dass die
Schüler*innen sich so gegenseitig mehr ans Vokabellernen erinnern,
da ja die Punkte des gesamten Kurses zählen. Mal sehen. Bis jetzt
geben sie sich etwas faul.
~ Wort des Tages: „Derroche“.
Übersetzung: Verschwendung. Ist ein großes Thema hier, und ich höre
das Wort nahezu täglich. Vor allem natürlich Wasserverschwendung
wird groß angeprangert und versucht vorzubeugen. Auf der anderen
Seite benutzt man weiterhin Plastikbesteck und Plastikbecher.
Hasta luego,
Karla