Buenas!
Ich habe ein weiteres Land Südamerikas
kennengelernt. Laura und ich bereisten für zwei Wochen unser
Nachbarland Ecuador.
Ja, trotz, oder vielleicht gerade wegen
des Erdbebens. Viele Orte, und vor allem die Küstenregionen, leben
ausschließlich vom Tourismus und auf unserem Besuch dort mussten wir
feststellen, dass die sonst so belebten Dörfer wie ausgestorben
sind. Dabei kam dort das Erdbeben noch nicht einmal an.
Im Flugzeug ging es in die mit 2850m
höchstgelegene Hauptstadt der Welt, Quito. Ein kurzes Treffen mit
meiner Freundin Mara, die hier ebenfalls einen
weltwärts-Freiwilligendienst leistet. 20 beantwortete Fragen später
saßen wir im Nachtbus nach Puerto Lopez.
Küste
Puerto López ist ein (eigentlich
touristisches) Dörfchen an der Südküste. Die krasse Hitze, vor der
wir gewarnt wurden, blieb aus. Oder ist einfach im Vergleich zur
kolumbianischen Karibik nichts. Dafür sehr angenehme Temperaturen um
die 30°C und menschenleere Strände.
Selbst an dem als schönsten Ecuadors
beworbenen Strand namens „Los Frailes“ konnte man 500m
entlangwandern und begegnete nur einem Menschen und 183 Krebschen. Da
konnten Laura und ich natürlich nicht widerstehen und machten erst
einmal Fotosession. Zum Baden lud das Meer auch aufgrund des starken
Wellengang nicht besonders ein.
Sonnenuntergang in Puerto López |
Puerto López |
Los Frailes. Der Ort für tiefgründige Fotos. |
Am darauf folgenden Tag ging es zur
Isla de la Plata, zur 'Silberinsel' also. Diese ist auch als
'Galapagos für Arme' bekannt, weil man ebenfalls viele Vogelarten
beobachten kann, aber für viel weniger Geld und Zeit.
Das Highlight der Tagestour war die
Walbeobachtung auf der Hinfahrt. Man stellt sich das nicht besonders
spektakulär vor. Einfach Wale, die manchmal aus dem Wasser gucken.
Es ist aber recht spektakulär. Die
schiere Größe der Tiere und dann auch noch aus der Nähe ist
beiindruckend. Und wenn sie dann noch halbe Salti machen...
Die Insel selbst war staubtrocken,
konstant sonnenbeschienen und voll mit Blaufußtölpeln. Wir bekamen
auch erklärt, woran man die Weibchen von den Männchen unterscheiden
kann: Sie haben größere Pupillen, einen kräftigeren Körperbau und
geben krächzende Geräusche von sich, während die Männchen eher
pfeifen. Sehr lehrreicher Ausflug, nicht wahr?
Winkender Wal |
Fliegender Wal |
Isla de la Plata |
Blaufußtölpel. Vorne Männchen, hinten Weibchen. |
Karla und Laura auf den Klippen der Isla de la Plata |
Unsere Jacht |
Eine Stunde die Küste herunter liegt das kleine Partydorf Montañita. Süßer Name, wenn ihr mich fragt (heißt Bergchen). Dort verbrachten wir den Mittwochabend, schauten das Halbfinale Kolumbien gegen Chile, verloren leider, aber gingen dann trotzdem voller 'Nationalstolz' in Trikot feiern. Eigentlich ist Montañita nämlich für seine legendäre Partyszene bekannt. Aber an einem Mittwoch ein paar Wochen nach dem Erdbeben... war es doch ziemlich leer.
Tagsüber kann das Dorf mit einem 1a
Wellengang (Surfen!), leckeren Frühstücksständen (Pfannkuchen!),
niedlicher Architektur (Bambusbalkongeländer!) und super gechillten
bezahlbaren Hostels (das Chichi Babylone Hostel!) aufwarten.
Montañitas Häuser |
Über Nacht verließen wir den Pazifik
und tauschten ihn gegen Kälte in Otavalo ein.
Otavalo
Den gesamten Freitag hingen wir mangels
Schlaf untätig in dem dicht indigen besiedelten Großdorf Otavalo
herum und lernten ein paar schönes Cafés kennen. Abends trafen wir
uns dann mit unserem Couchsurfer Julius, buken gemeinsam eine Quiche
und gingen danach Salsa und Bachata tanzen.
Wir hatten natürlich vorsätzlich
einen Samstag für unseren Otavalobesuch gewählt, da dort immer
Samstags der größte indigene Markt Südamerikas stattfindet.
Handeln obligatorisch. Am besten geht man frühmorgens oder
spätnachmittags hin, da die Händler dann eher dazu neigen, dir ihre
Ware für deinen Preis zu verkaufen.
Der Markt in Otavalo |
Nachmittags kamen Mara und ihr Freund
Junior hinzu und nach einem typischen Mittagessen klärten wir uns
ein Taxi, das uns zur 'Laguna Cuicocha' brachte. Die ist wirklich
schön. Es wurden witzige Fotos gemacht.
Dann ging es nach Quito, wo wir sogar
bei Juniors Familie schlafen durften. Samstag Nachts wurden die Clubs
der Mariscal (dem Partyviertel Quitos) unsicher gemacht und am
darauffolgenden Abend kamen wir bereits in Mindo an.
3x Hulk vor Lagune |
Tiefgründiges Foto mit meinem neu erstandenen Rucksack. |
Mindo
Mindo ist eigentlich wie Cucaita. Nur
wärmer, mit viel mehr Touristen gespickt und vielen Hostels und
tollen Restaurants. Aber eigentlich genauso wie Cucaita.
Es herrscht eine Luftfeuchtigkeit von
100%, aber Laura und ich empfanden das Klima als sehr angenehm, vor
allem nach der trockenen Großstadt Quito. Junior, der dort wohnt,
organisierte uns ein schönes Hostel, und dann gingen wir erst einmal
Pizza essen. Unsere Bedienung war eine ältere Dame aus Kolumbien,
die ziemlich gefeiert hat, dass wir auch aus Kolumbien sind (und mal
wieder unsere Trikots trugen). Die Pizza kam übrigens aus dem
Steinofen und war genial.
Den Montag verbrachten wir aktiv mit
Canopy, essen, Schmetterlingsgucken und essen. Die Restaurants in
Mindo sind aber auch wirklich gut. Beim Canopy (oder auch Ziplining
genannt) rutschten wir an zehn verschiedenen Seilen über grünen
Wald und ein paar Pferde, was ich sowieso schon immer mal machen
wollte. Die Bahnen hätten allerdings noch etwas schneller sein
können finde ich.
Nach dem Mittagessen spazierten Laura
und ich zu einem Schmetterlingshaus und merkten, dass wir die
Insekten von Nahem doch nicht so schön finden. Vor allem nicht diese
handtellergroßen. Laura ließ es sich jedoch trotzdem nicht nehmen,
20min lang mit Honig auf dem Finger kleinen bunten Schmetterlingen
hinterherzulaufen, um schlussendlich dieses Foto zu bekommen.
Ziplining. |
Abends testeten wir das
Hummingbird-Restaurant, das sich komplett auf vegetarisch/vegane
Quinoa-Produkte spezialisiert und spektakulär gute Quinoa-Burger
macht.
Dienstag morgens quälten wir uns um
fünf Uhr morgens aus dem Bett und beobachteten vier Stunden lang
Vögel. Die Kolibris und Tucane waren es schon wert, aber ich werde
definitiv keine große Vogelbeobachterin.
Ein paar der vielen Vögel, die wir zu Gesicht bekamen |
Bester Quinoa-Burger! |
Zurück in die 2 Millionen-Hauptstadt.
Quito
Unser Hostel
dort ('The Secret Garden') darf sich zurecht zu einem der besten im
Land zählen, weshalb wir hier gerne die Nachmittage auf der
Dachterrasse verbrachten, wo es sowohl Wlan als auch free coffee gab.
Ich wiederhole
es noch einmal.
Dachterrasse.
Wlan. Kaffee.
Und nicht nur Kaffee, Tee gab's auch auf der Dachterrasse! |
Kirchen fotografiere ich eigentlich nicht, aber diese Schildkrötenreliefs, die mussten sein! |
Warum gibt es nicht auch in Deutschland so flauschige Tauben? |
Zugegebenermaßen
kann man in Quito nicht soo viel machen, aber da wir am Ende unsere
Reise und in dem super Hostel (mit Dachterrasse, Wlan und Kaffee)
waren, kamen uns drei Tage Aufenthalt hier gelegen.
Wir
fuhren auf den Hügel 'El Panecito' hinauf (witziger Name, das heißt
Brötchen) und nahmen am nächsten Tag die Seilbahn auf den Hausberg
'Pichincha' (5000m hoch). Da oben ist es kalt und man fühlt sich
sofort unsportlich, weil man einfach nicht schneller als Spaziertempo
gehen kann, ohne dass einem die Luft ausgeht. Besser also, man
genießt einfach die Aussicht auf das langgestreckte Quito und macht
viele viele Fotos.
Auf dem Panecito |
Pichincha, mit Aussicht auf Quito. |
Lustige Wandernde auf Pichincha. |
Die letzte wichtige Attraktion, die wir uns natürlich nicht entgehen lassen konnten, ist die kleine Fußgängergasse 'La Ronda'. Hier findet man gute Cafés und Riesenempanadas. Also trafen wir uns mit einer Freundin von Laura, setzten uns in ein Café, tranken heiße Schokolade (die beste, die ich jemals getrunken haben werde!) und zogen danach weiter, um uns eine Riesenempanada zu teilen.
Diese Empanadas
sind wirklich verdammt riesig, verdammt fettig und sehr lecker. Und
preiswert. Perfektes Abendessen für mittellose Backpacker.
Wichtige Gebäude in Quitos Altstadt |
Der zentrale Platz Quitos. |
Karla, Laura Luisa und die Riesenempanada |
Es war
unbestreitbar ökonomisch richtig, den frühen Flug nach Bogotá zu
nehmen. Die praktische Umsetzung aber erforderte dann doch einige
Überwindung. Wir schliefen die Nacht von Freitag auf Samstag einfach
gar nicht, waren um 11 Uhr abends am Flughafen, kamen gegen 3am in
Kolumbien an. Pünktlich zum Frühstück schloss ich völlig
zerstrubbelt und mit klitzekleinen Augen die Haustür auf.
Am Abend gingen
die Fiestas los. Samstag, Sonntag und Montag. Schlaf wird sowieso
vollkommen überbewertet.
Durch
meine (zugegeben kurze) Reise nach Ecuador lernte ich auch 'meine'
kolumbianische Kultur noch weiter kennen, da man vieles, dass
inzwischen normal geworden ist, noch einmal aus einem anderen
Blickwinkel zu sehen lernt. Dadurch, dass wir Freunde dort haben,
durch den Kontakt mit unserem Couchsurfer und vor allem durch den
Aufenthalt in Juniors Familie blieb der Urlaub nicht so oberflächlich
und touristisch,
wie das vielleicht sonst der Fall gewesen wäre.
Ich
kann jedenfalls sagen, dass Ecuador eine Menge zu bieten hat und das
Erdbeben potentielle Besucher nicht abschrecken sollte. Die Menschen
dort leben vom Tourismus
und haben momentan
wirklich Probleme, über die Runden zu kommen.
~
Wort des Tages: „Siga no más“. Dieser Ausdruck, oder generell
alles mit 'no más' ist sehr ecuadorianisch und hat anfangs die
Freiwilligen dort etwas verwirrt, bedeutet er nämlich eigentlich
'nicht mehr'. In dem Sinn, wie ihn die Ecuadorianer tagtäglich
anwenden, meint er aber eher etwas wie 'ist gut so'. Ach, und Siga
meint etwas wie 'Tritt ein!'
Hasta luego,
Karla
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