Guten Morgen zusammen!
Ich bin zwar gerade in Ecuador, werde
euch jetzt aber erst einmal über meine viertägige Wanderung zur
'Ciudad Perdida', also der verlorenen Stadt erzählen.
Gemeinsam mit Johanna und Laura flog
ich am Freitag (Ferienbeginn) nach Santa Marta. Ja, da waren wir
bereits im Dezember/Januar, aber alle sechs Monate kann man sich ja
mal Karibikurlaub gönnen. Nach einem entspannten Samstag begannen
Laura und ich am Sonntag die Wanderung mit dem Veranstalter Wiwa
Tour. Johanna konnte leider nicht mitkommen, da sie zu krank war. Sie
machte die Tour zwei Tage später, alleine.
Wir zwei Verbliebenen trafen also gegen
8am auf den Rest unserer Gruppe und unsere eineinhalb Gruppenführer.
Unser indigener Guide, Gabo (alias Klaus), hatte nämlich immer
seinen kleinen Bruder, Shemako (alias Lasse), dabei. Kuschelig
zusammengedrängt ging es im Jeep los, eine Stunden lang zum
Ausgangspunkt der Wanderung fahren.
Mittagessen.
Dann ging endlich das los, wofür wie
die vergangenen Monate sporteln gegangen waren. Für die vier Tage
trug jeder seine eigenen Sachen im Rucksack mit sich herum, mehr
hatte man eben nicht dabei. Die Verlorene Stadt liegt in der Sierra
Nevada de Santa Marta, einer Bergkette abgetrennt von den Anden, die
sich das höchste Küstengebirge der Welt nennen darf.
Ich lüge nicht, wenn ich sage, dass
die ersten zwei Stunden die härtesten der gesamten Wanderung waren.
Die Sonne schien erbarmungslos auf uns herab und wir quälten uns
einen staubigen Weg ohne Schatten hinauf. Peinlicherweise gab mein
Kreislauf kurz auf und ich lag für fünf Minütchen auf dem Boden.
Danach ging es aber nur noch bergauf (no pun intended).
Erster Lichtblick des Tages war dieser
Stand hier:
Lebensrettende Wassermelone! |
Zweiter Lichtblick des Tages war diese
tolle Aussicht plus die Ansage von Gabo, dass es von hier an nur noch
eine Stunde bergab ginge.
Just casually sitting here. |
Tatsächlich liefen wir nur drei
Stunden lang. Nichts im Vergleich zu dem, was folgen würde.
Jede Gruppe hat ihren eigenen Koch, der
eine unglaubliche Arbeit leistet. Er kocht nicht nur drei Mahlzeiten
für alle 11 Teilnehmer plus Guides und wäscht ab, sondern macht
auch die gesamte Wanderung mit, nur schneller als wir. Jeden Tag zog
er noch vor uns los und sprintete die ganze Route durch, um bei
unserer Ankunft schon fleißig in der Küche zu stehen. Das Essen war
typisch kolumbianisch, aber perfekt für ausgehungerte Wandernde da
sehr kohlenhydratreich (Reis, mehr Reis, Plátanos, Salat und eine
Proteinquelle).
Geschlafen wurde in aneinandergereihten
Betten unter Mosquitonetzen. Und obwohl die Matratzen sich in der
Mitte schon bedenklich gen Boden neigten schliefen wir alle wie
Babies.
Malerisch wanderender Indigene I |
Malerisch herumstehender Indigene II |
Die Betten im Camp |
Der zweite Tag ist als der krasseste
bekannt, was wir nun am Ende bestätigen können. Abgesehen davon,
dass man fünf Stunden lang wandert, geht es eine Stunde lang
unablässig steil nach oben. Aber irgendwann läuft man einfach
weiter, egal wie anstrengend alles ist. Unser Motto außerdem:
Schweiß doesn't importa. Will heißen: bei der Luftfeuchtigkeit plus
Anstrengung schwitzen alle so oder so, juckt also keinen.
Ein Wiwa-Dorf mit Schweinchen. |
Just hiking casually. |
In dieser Nacht schliefen wir nicht so
gut.
Laura entdeckte nämlich gegen neun Uhr
nachts einen sehr lebendigen Skorpion in ihrem Bett. Innerhalb des
Moskitonetzes. Panisch lief ich unseren Koch holen, der daraufhin das
Viech souverän mit einem Stock erledigte. Trotz gebannter Gefahr war
die Nacht nicht mehr erholsam.
Um 4am begann der Tag für die Gabo
(alias Klaus)-Gruppe. Im Dustern frühstückte man, dann ging es 1553
gefährliche Stufen hoch (ich habe gezählt), in die Ciudad Perdida.
Bevor wir eintreten durften, durchliefen wir zuerst ein kleines
Ritual, um den Zutritt zu erfragen. In einem Kokablatt in unserer
linken Hand ließen wir alle unseren negativen Gedanken auf einem
Stein zurück. Dann durften wir eintreten.
Die ersten zehn der 1553 Stufen zur Ciudad Perdida. |
Die letzten Stufen, vom Mamo erklommen. |
Die Luft bestand zu 50% aus Sauerstoff
und zu 50% aus Moskitos. Nicht so witzig.
Die Verlorene Stadt an sich besteht
(unspektakulär ausgedrückt) aus runden Steinkreisen mit Gras drin
(„Terrassen“). Wie auf den Fotos zu sehen, ist sie aber
tatsächlich ziemlich cool. Die Terrassen darf man nicht betreten, da
sie den Indigenen heilig sind. Für sie ruhen dort ihre Vorfahren.
Wir, mit Gabo alias Klaus |
Die verlorene Stadt mit malerischem Indigenen. |
Wir erzählen jetzt immer allen, wir seien Zwillinge |
Nach vielen Fotos und einem Besuch beim
'Mamo', dem männlichen Oberhaupt der Wiwa, durften wir unseren Knien
eine Freude machen und all die Stufen wieder bedächtigst
heruntertappen.
Johanna, die dies mit zwei Tagen
Verspätung ebenfalls tat, schaffte es sogar, ein paar Meter
dramatisch kopfüber herunterzufallen, nur um sich absolut gar nichts
zu tun.
Mamo, Kokablätter kauend, schenkt uns allen Armbänder |
Wir begannen den Rückweg.
Nun, da man den Weg schon kannte, ging
alles etwas einfacher. Damit es nicht zu langweilig wurde, fing es
an, wie aus Kübeln zu schütten. Als wir nach drei Minuten gerade
gut durchweicht waren, kam uns eine bekannte Person entgegen. Miriam!
Schnelles Begrüßen („Was? Du auch hier?!“), ein Foto zusammen,
und weiter.
Drei Stunden marschierten und
schlidderten wir durch das Nass. Der krasse Aufstieg vom Vortag wurde
im Handumdrehen zu einer lustigen Rutschpartie bergab. Aber
irgendwann war einfach alles egal und Fakt ist ja, mit Regen im
Gesicht gibt’s keinen Schweiß mehr!
Mülltütenrucksack! |
Guck mal, wir haben Miriam gefunden! |
Im Camp ankommen, Essen vernichten, in
Betten fallen, früh aufstehen, wie gehabt.
Der letzte Tag brach an und motiviert
legten wir die finalen Kilometer hinter uns. Laura und ich noch ein
bisschen motivierter als die anderen, immer vorneweg. Zwischendurch
trafen wir wie geplant Johanna und ließen unseren kleinen Guide
Shemako (alias Lasse) ein Foto machen.
Guck mal, Johanna haben wir auch gefunden! |
Sonnige staubige Piste, nur noch 20min |
Und dann war der körperlich
anstrengendste Urlaub, den ich bis dato gemacht habe, auch schon
vorbei.
Falls ihr euch über die alias-Namen
unserer Guides wundert: Nach dem ersten Tag hatte Gabo sich für
Laura und mich indigene Namen ausgedacht, mit denen er uns den Rest
der Tour ansprach. Wir sind jetzt also Laura, alias Lisa (englisch
ausgesprochen) und Karla, alias Bǿle.
Ehrensache, dass wir uns für die beiden europäische Namen
ausdachten.
Ich kann sagen, dass diese viertägige 50km-Wanderung eine super Erfahrung war und ich nun wandern mögen gelernt habe.
~ Wort des Tages: „Sungui“. Wird
garantiert nicht so geschrieben. Das ist Wiwa und bedeutet Hallo. War
cool, als wir die uns entgegenkommenden Indigenen auf ihrer Sprache
grüßen konnten.
Hasta luego,
Karla