Buenas!
In diesem Beitrag berichte ich nur von
einzelnen Ereignissen, da sich ansonsten der Alltag eingependelt hat
und normalerweise in der Woche nichts 'Besonderes' passiert. Ich gehe
eben zur Schule und gebe nachmittags fast täglich Englischnachhilfe.
Meine Schüler fangen nun an, mir
Komplimente für mein Spanisch zu machen. Ich scheine mich also
verbessert zu haben. Wenn die Themen nicht total außerirdisch sind,
kann ich auch wirklich gesprächstechnisch annehmbar mithalten. Nur
das doppelte 'r', daran arbeite ich noch. „Perro. Borracho.
Horripilante“, hört man mich manchmal mit Yuly üben.
Farbflash
Vorletzten Sonntag machte ich mich in
aller Frühe auf, das kleine Dorf Ráquira kennenzulernen. Dort traf
ich mich mit Marla und mich fast der Schlag, da dieser Ort einfach
umwerfend bunt ist. Alle Häuser sind in unterschiedlichen Farben
gestrichen und dazu kommen die natürlich ebenfalls sehr farbenfrohen
Artikel, welche die wie kleine Schulkinder aufgereihten Läden
verkaufen. Da gibt es Ruanas (Ponchos), Ohrringe, handgefertigte
Tonarbeiten, Windspiele und ganz tolle Hängematten.
Auch der kleine Markt brachte keine
Pause für die farbgeflashten Augen.
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Ráquira - bunt bis zum Gehtnichtmehr. |
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Fettes Tonhandarbeitslager. |
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Auf dem Markt - das sind alles Kartoffeln! |
Teambildungsmaßnahmen
Von unseren Koordinatoren Natalia und
Martin initiiert, veranstalteten wir Freiwilligen am Freitag im Zuge
des Kindertags ein paar besondere Stunden für die 101 Schüler_innen
der Grundschule einer Mitfreiwilligen. Es wurden verschiedene Spiele
an Stationen angeboten, danach ein Mittagessen gereicht (bestehend
aus Nudelsalat, Würstchen, Eistee und zum Nachtisch Brownie mit Eis)
und alles fotografisch festgehalten.
Ich war in der Essensgruppe. Die
Zubereitung und vor allem das Ausgeben des Mahlzeit an alle Kinder
gleichzeitig erwiesen sich als sehr stressig aber definitiv
teamfördernd.
Da es der Tag vor Halloween war, kamen
alle Kinder (teils sehr kreativ) verkleidet in die Schule. Als
Deutsche erschien es einem eher wie Karneval – überall
Prinzessinnen und Superhelden, fast keine Hexen oder Vampire.
Natürlich kamen auch wir Freiwilligen in Kostüm.
Nach diesem Tag war die frisch
gestrichene Wand der Schule wieder ruiniert und ich davon überzeugt,
niemals in einer Großküche arbeiten zu wollen. Dort wird einem
nämlich vom Anblick all des Essens (zwei Megapackungen
Mayonnaise...) ein kleines bisschen schlecht. Und die Demolierung
der Wand erreichten wir durch kreative Handabdrücke auf ein
Erinnerungslaken für die Schule. Das färbte nämlich ab.
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Anfängliche Erklärungen. |
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Karneval lässt grüßen. |
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Station 'Basteln'. |
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Fleißig Hüte falten. |
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©Pauline |
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Das teuflische Team Cucaita! ©Pauline |
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©Pauline |
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Kochen für die Kinderhorden. |
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Das war am Ende noch übrig. |
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Der frisch gestrichene Raum. |
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Das fertige Plakat. Karla ganz links. |
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Die ganze Truppe nach diesem anstrengenden Tag. Obligatorischerweise mit Hund. |
Wahlwahnsinn
Am Sonntag, dem 25.10.15 fanden in
Kolumbien die regionalen Wahlen statt. Dafür wurde im Voraus
natürlich exzessiv Wahlkampf betrieben – überall Plakate, mal
saßen Kandidaten mittags bei uns am Essenstisch und vor allem fuhren
nervige Autos mit Lautsprechern auf dem Dach herum. Und wenn ich sage
überall Plakate, dann reden wir von verzierten Steinen am Wegesrand,
Plakaten in jedem zweiten Fenster und auf Tore, Mauern, Häuser und
Schafställe aufgepinselten Namen. Auch meine Mutter hatte sich für
den Rat aufstellen lassen.
Eines Sonntag Abends fand eine
interessante politische Veranstaltung statt. Das halbe Dorf
versammelte sich auf einem Platz. Es gab eine Bühne, wo eine Band
spielte. Es gab Freibier für alle. Es wurde getanzt. Zwischendurch
hielten alle vier Bürgermeisterkandidaten je eine Rede. Dann wurde
die Musik wieder aufgedreht und weitergetanzt.
So ist die Politik hier.
An besagtem Sonntag der Wahlen konnte
man vor lauter Menschen in Cucaita fast keine Baustelle mehr sehen
(hier wird gerade überall gebaut). Aus allen umliegenden 'Veredas' hatte
man sie herangekarrt (also die Menschen, nicht die Baustellen).
Teilweise organisierten die Kandidaten selbst diesen Transport. Da
war es dann natürlich klar, wen die Leute wählen würden.
Der
Menschenmenge entsprechend viele Polizisten und Soldaten hatten in
den vorangegangenen Tagen den Weg in die Metropole Cucaita gefunden.
Wirklich übertrieben viele. Aber das hat anscheinend alles seinen
Grund, es gebe nämlich ziemlich sicher immer Streitigkeiten rund um
die Wahlen.
Der
Wahlvorgang selber fand in meiner sehr gut bewachten Schule statt.
Laura und ich wurden als 'Ehrengäste' hereingelassen, um das
kolumbianische System zu bewundern. Nicht krass anders als in
Deutschland, musste ich etwas enttäuscht feststellen. Es gab ca.
zehn mit großen Pappkartons beschilderte und abgeschirmte Stationen,
zu denen man je nach Wohnort und Geschlecht hingeht und sein Kreuz
machte. Allerdings musste man sich dafür die Nummer seines
Kandidaten merken, da es keine Namen auf den Stimmzettel geschafft
haben.
Die
Wahlbeteiligung hier war umwerfend hoch – 84%, wenn ich mir die
Zahl richtig gemerkt habe.
Meine
Mutter und auch der Kandidat meiner Familie verloren, was die
Stimmung an diesem Abend etwas drückte. Wir kriegen jetzt einen
28-jährigen Bürgermeister.
Eines
Mittwochs versammelten sich alle Schüler_innen auf dem Schulhof und
tanzten zwei Stunden lang. Weil es gesund ist. In Deutschland würde
a) keiner auf so eine Idee kommen und b) auch keiner mitmachen.
Gut,
selbst hier machte leider nur die Hälfte der Schüler_innen mit,
diese jedoch sehr enthusiastisch und kontinuierlich, der brennenden
Sonne zum Trotz. Habe das Event für euch gefilmt:
Neue neugierige-Schüler-Fragen:
Wie ist dein Nachnahme? (…) Wie
bitte?
Wie heißen deine Eltern?
Gehst du öfters laufen?
Vermisst du deine Familie nicht
total?
Über Weihnachten fliegst du
bestimmt nach Hause, oder?
Wenn man evangelisch ist glaubt
man also an keinen Gott?
~ Wort des Tages: 'Pitufo'. Das ist
das spanische Wort für Schlumpf, und ich lernte es kennen, als ich
einen meiner Nachhilfeschüler nach dem Namen seines Hundes fragte.
Hasta luego,
Karla
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Kleine gelbe Männchen, die auf Strommasten herumklettern, gehören einfach dazu. |