Freitag, 11. März 2016

Im März gibt es noch Essen

Guten Morgen!

Zwei Welten prallen aufeinander - Cucaita und Regen

Es hat geregnet! Und das nicht wenig. Gestern Nachmittag fing es plötzlich aggressiv an zu gewittern und es kam wirklich viel Wasser herunter. Meine Familie saß mit mir gemütlich drinnen im Haus und freute sich. Als Sicherheitsmaßnahme stellten wir allerdings den Strom ab, der fällt bei der kleinsten Wetterveränderung gerne mal aus.
Wie auch letzten Sonntag. Gegen 4pm gingen in ganz Cucaita die Lichter aus und bis 7.45pm auch nicht wieder an. Auf solch einen langen Stromausfall ist man hier nicht eingestellt. Wir hatten genau zwei Kerzen zuhause, um die wir uns dann im Familienverband an den Esstisch hockten und ein bisschen Quality Family Time verbrachten, zur Abwechslung mal ohne fernsehen. Das Krasseste war aber, nach sechs Uhr durch das Dorf zu laufen, denn es war stockduster. Die Kolumbianer liefen ungerührt ohne Lichtquelle durch die Straßen. Ich frage mich bis heute, wie sie das anstellten.


Zwei Tage zum Feiern
Am Dienstag dem 8.3. war Weltfrauentag und die Kolumbianer feiern den definitiv mehr als ich das aus Deutschland kenne. Leider war ich nicht in der Schule, da ich Laura nach Bogotá begleitete, wo wir shoppen gingen und sie später ihre Eltern vom Flughafen abholte. Ansonsten hätte ich bestimmt eine Rose geschenkt bekommen, so meinten wenigstens meine Schüler. Ich erhielt jedoch einige WhatsApp-Nachrichten von Kolumbianerinnen mit der Aussage „Feliz día de la mujer!“
In dem Einkaufszentrum, das Laura und ich unsicher machten, hingen überall bunte Blumengirlanden herum, in welche große Deutsche unausweichlich hineinliefen.
Das Süßeste passierte nachmittags im Bus nach Tunja zurück. Der Busfahrer verteilte vor der Abfahrt Süßigkeiten an alle weiblichen Passagiere! Das fand ich schon sehr sympathisch.

Bereits zwei Tage später fand der „Día del género“, also genau übersetzt 'Tag der Geschlechter', also Frauen- und Männertag in einem statt. Außer an meiner Schule wird ihm keine Bedeutung beigemessen und auch meine Familie hatte keine Ahnung, dass er überhaupt existiert. Aber wenn es schon so einen Tag gibt, dann feiert man den auch. Das bedeutete also nur drei Stunden Unterricht, darauf folgte die feierliche „Bandera“. Bandera bedeutet Flagge und bei dieser Veranstaltung wurden
aus jeder Klasse zwei Schüler*innen mit dem korrektesten Verhalten geehrt,
die National- und Schulhymne gesungen,
dazu zwei Flaggen gehisst,
eine Ansage von Polizisten zur Haltung beim Singen der Hymne gemacht und
artistische Aufführungen einiger Schüler*innen bestaunt.
Schade fand ich, dass die Aufführenden fast nur Mädchen waren. Am día del género etwas schwach. Ich hätte Ballett tanzende Jungen total unterstützt.

Formación und Ehrung im San Felipe

Meine tanzenden Siebtklässlerinnen

Drei tanzende Zehntklässlerinnen

Nach der Pause fand „compartir“, also Teilen (von Essen und Zeit) in den einzelnen Klassen mit ihren Lehrern statt. Ich wurde von der 9.1 eingeladen und bekam sofort unzählige Plastikbecher und -tellerchen mit Essen in die Hand gedrückt. Es funktioniert hier ganz fantastisch, dass wirklich jede*r etwas mitbringt und es freudig mit allen teilt. Beliebt für solche Zusammenkünfte sind vor allem Milchreis und Cracker mit Arequipe. Außerdem gab es noch Limonade, Kuchen, Lollies und eine Art selbstgemachtes Curuba-Eis. Alles sehr sehr süß.
Weil das nicht genug war, setzten 'wir' Lehrer uns danach noch zusammen und aßen Obstsalat. Wir erinnern uns: Obstsalat in Kolumbien bedeutet Obst + Sahne + Eis + Käse. Muss ich erwähnen, dass ich danach dankend auf das Mittagessen zuhause verzichtet habe?

'Compartir' - Essen, trinken, quatschen im Klassenverband


~ Worte des Tages: „secretaria“ und „secretaría“. Das Betonungszeichen auf dem 'i' ist wichtig. Ersteres bedeutet nämlich Sekretärin und letzteres Sekretariat. Ups. In den letzten sechs Monaten habe ich unsere Schulsekretärin Maribel kontinuierlich als Sekretariat bezeichnet. Passiert.

Hasta luego,
Karla

Laura und ich haben uns mal wieder ausgetobt und Nachtisch für Milena gezaubert, die am Sonntag Geburtstag hatte

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