Freitag, 12. Februar 2016

Unter kolumbianische Kochdeckel gucken (Teil II)

Guten Tag ihr Lieben!

In diesem Post möchte ich euch mehr von dem kolumbianischen Essen erzählen. Was man so in einem normalen Tagesablauf aufgetischt bekommt, habt ihr ja bereits lesen können.
Hier kommen nun weitere Besonderheiten und Gerichte.

Süß oder salzig?
Während der ersten Tage in der Schule stellte ich fest, dass meine Mitmenschen ganz wild auf Süßes sind. Zu jedem Kinderfest und auch dazwischen wurden Lollis an die Kinder verteilt. Und auch der Direktor griff gerne zu. Bonbons und Lollis erfreuen sich überall großer Beliebtheit, dafür gibt es fast keine 'richtige' Schokolade. Nur Riegel aus Waffel oder Sandkuchen mit Schokoladenüberzug. Ich vermute mal, da pure Schokolade, wie wir sie von Milka kennen, der Bevölkerung zu teuer wäre. Wenn ich im Supermarkt richtige 100g-Tafelschokolade suche, finde ich nur welche aus Europa.
Es geht aber noch um Meilen süßer. Das wahrscheinlich süßeste Zeug, das man kaufen kann, nennt sich 'Bocadillo' (das doppelte L spricht man aus wie ein J), ist unnatürlich rot und besteht aus Guave ('guayaba') und Zucker. Das kann man pur essen, aber besonders beliebt ist es in Kombination mit Käse.
Dann gibt es noch 'Arequipe'. Alle Kolumbianer, die ich kenne, stehen darauf. Arequipe ist eine süße Karamellcreme, die man ebenfalls pur löffeln kann. Am leckersten ist sie allerdings auf leicht salzigen Kräckern.
Beides, Arequipe und Bocadillo, sind unheimlich gerne in Backwaren zu finden. Wo die Deutschen Marmelade reinpacken füllen die Kolumbianer (Käse und) Bocadillo oder Arequipe hinein. In Cucaita sehr beliebt: Roscón. Ähnelt einem Riesendonut, besteht aus etwas Teig und viel Luft, ist mit Kokos bestreuselt und beinhaltet selbstverständlich Arequipe.

Auf der anderen Seite scheint man wenig Gewürze zu kennen. Nur Salz, Salz ist wichtig. Bei der Menge an Kartoffeln, die wir hier verspeisen, haben wir immer einen ganzen Topf von dem weißen Zeug im Haus. Leider macht man nicht bei Kartoffeln und Rührei halt. Salz kommt auch auf den Salat. Dafür gibt es dann eben kein Dressing.

Arequipe der größten Marke.    (Quelle: http://www.la14.com)

Bocadillo con queso    (Quelle: http://www.cocinasemana.com)

Frische Roscones aus der Dorfbäckerei.

Brot ist nicht gleich Brot
Ich bin Deutsche, und als solche habe ich gewisse Ansprüche an Lebensmittel, die aus Mehl hergestellt werde und das Wörtchen 'Brot', bzw. 'pan' im Namen tragen.
Von Reisen ins Ausland lernte ich ja bereits, dass ich eigentlich nirgendwo ein schönes Dinkelvollkornbrot erstehen werde. Entsprechend mental vorbereitet kam ich hier an. Entsprechend positiv überrascht war ich von einigen Bäckereien in Tunja, in denen man zwar Brotlaibe vergeblich sucht, die aber eine sehr große Auswahl an unterschiedlichen leckeren Brötchen aufweisen können. Da gibt es Maisbrötchen, Weizenbrötchen, Baguettebrötchen, 'Sahne'-Brötchen und noch viel mehr, aber ich kann das Wort Brötchen nicht mehr hören. Fakt ist einfach, dass Brot gleich Brötchen ist, süß sein muss und normalerweise nicht aus Vollkorn besteht. Wenn man dann aber einmal Vollkornbrötchen findet, sind die gut. Weicher als gewohnt, aber gut.
Alle deutschen Freiwilligen vermissen jedoch inzwischen mehr oder weniger richtiges Vollkornbrot in Scheiben. Dieses gibt es im größten Supermarkt Tunjas aus Deutschland importiert zu kaufen. Laura und ich haben uns das bis jetzt ein Mal gegönnt. Es war himmlisch.

Wir schließen also: Kolumbien hat Bäckereien und die stellen gar nicht mal schlechtes Pan her. Was sage ich, das Pan de Maíz ist fantastisch.
Aber: Pan ist nicht gleich Brot.

In der Dorfbäckerei, Cucaita. Hier wird eher Einfaches gebacken und die Brötchen unterscheiden sich mehr in Form als Geschmack.


Mengenverhältnisse
Es verblüfft mich immer wieder, wie viele Geschwister meine Schüler*innen haben. Oft sind es zwei oder drei, nicht selten auch mehr.
Das Dorf Pijaos, in dem Laura arbeitet, scheint trotz seiner über 1000 Einwohner nur aus drei Großfamilien zu bestehen. Alle sind irgendwie irgendwo über tausend Ecken miteinander verwandt.
Worauf ich hinauswill ist: die Familien sind groß, entsprechend viel muss man einkaufen. Darauf sind auch die in den Supermärkten und Tante-Emma-Läden erhältlichen Mengen an Grundnahrungsmitteln ausgerichtet.
Eier kauft man grundsätzlich in 30-er Packs, ruhig auch fünf davon auf einmal.
Reis ist verdammt wichtig. Niemals würde ein Kolumbianer auf die Idee kommen, diesen in 500g-Tütchen zu kaufen, wie wir Deutschen. In den Supermärkten gibt es für gewöhnlich mindestens eine ganze Wand voll mit Reistüten, die jeweils glaube ich 2kg beinhalten. Aber auch das ist nach drei Tagen aufgebraucht. Ich weiß nicht wo sie ihn herbekommen, aber meine Familie schleppt manchmal einen 50kg-Sack voll Reis an.
Selbiges kann man mit Zucker machen. Brauner Zucker gilt hier als der normale Zucker und davon benötigt man im Alltag eine (ungesunde) Menge. So wie ich das sehe, benutzt man ihn vor allem für die Säfte und den Tinto (schwarzer Kaffee mit viel Zucker). Somit haben wir manchmal zuhause zwei riesige Säcke unter der Treppe stehen; einer gefüllt mit Zucker, der andere mit Reis.


~ Wort des Tages: „Mamarrachito“. Es gibt so Worte, die schmeißen mir meine Mitmenschen einfach so an den Kopf, als seien sie das normalste auf der Welt. Mamarrachito findet man in keinem Wörterbuch, aber die nicht-verniedlichte Form 'mamarracho' bedeutet Pinselei. Yuly benutzt es aber einfach als Synonym für Zeichnung.

Hasta luego,
Karla

1 Kommentar:

  1. Ein appetitlicher Streifzug! Wie immer macht da das Lesen Spaß. Gerne wissen würde ich auch, welche Pflanzen in den Gärten wachsen. Da gibt's dann hoffentlich Extra-Vitamine! Tschö, Mama

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