Montag, 1. Februar 2016

Eigenartige Angewohnheiten

Guten Tag zusammen!

Heute möchte ich euch von ein paar Dingen erzählen, die hier einfach so anders sind, dass ich sie nicht unerwähnt lassen kann. Außerdem passiert gerade sonst nichts Interessantes.

Betten machen
In Deutschland schüttele ich einmal meine Bettdecke auf und gut ist. Hier wende ich jeden Morgen zehn Minuten auf, um meine drei Bettdecken vernünftig zu drapieren, denn das gehört hier zur Kultur und egal wie viel Stress man hat – das Bett wird gemacht.
Erst einmal werden alle Decken heruntergeschmissen und das Spannbettlaken gerichtet. Darauf kommt dann ein dünnes Laken, darauf eine riesige und einmal gefaltete Wolldecke. Nun schlägt man das am Kopfende hervorguckende Laken um, auf die Wolldecke. Hierauf breitet man die dünne Tagesdecke, zupft schließlich überall alles glatt und freut sich, dieses Projekt wieder einmal hinter sich gebracht zu haben. Bis zum nächsten Morgen.

So ist schon grenzwertig.
Busfahren
Wenn ich aus Cucaita heraus will, dann geht das ausschließlich per Auto oder per Bus. Um einen Bus zu nehmen, stelle man sich einfach wartend an die Hauptstraße.
Es gibt nämlich weder Fahrpläne noch Haltestellen.
Nähert sich ein Bus mit dem gewünschten Ziel, so suche man Blickkontakt mit dem Fahrer und strecke man den Arm winkend aus. Wenn das Vehikel nicht bereits alle Plätze besetzt hat (was durchaus vorkommen kann), wird es vor deiner Nase anhalten, um dich einsteigen zu lassen.
Der Bus selbst ist angelegt wie ein Reisebus, nur teilweise viel kleiner und nicht zum Stehen gedacht. Man suche sich einen Platz und genieße die Kurven, Schlaglöcher und gewagten Überholmanöver. Vor allem ersteres und letzteres gibt es reichlich.
Auf der Fahrt kann man sich mit dem Musikgeschmack des Busfahrers auseinandersetzen. Manchmal läuft Radio, manchmal hat der Fahrer seinen USB angeschlossen und man hört in Dauerschleife wahlweise Vallenato oder Bachata. Kommt man seinem Ziel näher, so krame man das zu bezahlende Geld möglichst passend heraus und schreie an der gewünschten Ecke einmal „¡Por acá por favor!“ (Hier bitte!) quer durch den Bus. Daraufhin hält er an, man klettert nach vorne, drückt dem Fahrer das Geld in die Hand und verabschiedet sich mit einem „Gracias, muy amable“ (Danke, sehr freundlich).
Es kommt durchaus vor, dass sich Leute mitten im Nirgendwo absetzen lassen, und alle anderen im Bus fragen sich dann „Was ist hier?“.
Auch muss man teilweise viel Geduld mitbringen, vor allem wenn man zur Rushhour einen der selteneren Busse braucht. Da kann man schon einmal 45min in der Mittagshitze an der Straße stehen und zwei volle Busse an sich vorbeirauschen sehen.

Dafür, dass das Busfahren hier auf einem für uns Europäer so unorganisierten System beruht, klappt es ganz fantastisch. Es ist einfach praktisch, nicht immer zu Haltestellen latschen zu müssen, sondern beliebig überall einen Bus anhalten kann. Und man kann sich, wenn die Busroute es zulässt, direkt vor seiner Haustür absetzten lassen!

Der kleine Bus von Cucaita nach Tunja.

Hitze, Kälte, Sonne
¡Ay, qué frío!“ (Wie kalt!) werde ich jeden Morgen von meiner Gastmutter begrüßt. Selbst wenn sie in kurzer Hose herumläuft. Morgens ist es wirklich recht frisch, aber die Leute sagen es glaube ich einfach gerne, so wie der stereotype Brite sich ebenfalls immer über das Wetter unterhalten kann. Drei Stunden später bis gegen vier Uhr nachmittags kriegt man vor allem im Lehrerzimmer immer wieder den Satz „¡Qué calor está haciendo!“ (Was für eine Hitze!) zu hören. Ja, sobald die Sonne sich ein wenig eingewöhnt hat, brennt sie ganz schön.
Das Verhältnis der Kolumbianer, mit denen ich etwas zu tun habe, zur Sonne ist sowieso interessant.
Hier hat jeder dunklere Haut als ich, entsprechend besorgt reagieren sie immer, wenn sie mich in T-Shirt herumrennen sehen - „Hast du dich auch gut eingecremt? Verbrennst du dich so nicht?“. Tatsächlich holen sie sich noch schneller einen Sonnenbrand als ich. Das liegt daran, dass sie aus lauter Vorsicht immer lange Kleidung tragen und Tonnen an Sonnencreme benutzen. Irgendwie paradox, denn wenn sie das nicht täten, wäre die Haut ja an die Sonnenstrahlen gewöhnt und sie würden sich eben nicht verbrennen.

Laura und ich bereiteten letzten Samstag einen typisch deutschen Nudel-Gemüse-Auflauf für Yulys Familie zu.

Man war begeistert.

 ~ Wort des Tages: „Lagartija“. Das ist eigentlich eine Eidechse, aber ebenfalls das gebräuchliche Wort für Liegestützen. Wir gehen nämlich seit zwei Wochen in einer Mädelsgruppe fast täglich auf dem cucaitanischen Sportplatz sporteln.

Hasta luego,
Karla


Erste Impressionen unserer Shootings für das Cucaita-Video.


Team Cucaita auf Peña Parida.
Der Plaza de Bolívar in Tunja mit Regenwolken(!)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Ich freue mich immer ueber Kommentare.