Mittwoch, 24. Februar 2016

In Kuhhöhlen unterwegs

Buenas tardes!

In diesem Beitrag möchte ich euch von echt europäischem Essen und unserem Wochenendtrip nach San Gil vorschwärmen. Außerdem habe ich schon lange nichts mehr von meiner Arbeit erzählt, das mache ich dann auch mal.

Deutsche bringen Italien nach Kolumbien
Die deutschen Köchinnen haben mal wieder zugeschlagen. Vorletzten Freitag liefen Laura und ich mit bereits vorbereitetem und schön aufgegangenem Teig durchs Dorf zu Familie Garcia, um mit den drei Schwestern und einem Freund Yulys (genannt Kevincito) Pizza nach italienischer Art zu backen. Die hier erhältliche Pizza ist nämlich absolut nicht mit der in Deutschland beliebten zu vergleichen. Hiesige Pizzen nennen sich „American Pizza“ und schmecken auch dementsprechend. Mir persönlich wird immer bereits nach einem Stück schlecht. Sehr fettig, fast immer Pizza Hawaii und wenn man Pech hat, ist der Rand mit Bocadillo gefüllt...

Wir legten also los, alles schnibbeln und sogar die Tomatensoße selber zusammenköcheln. Die Kolumbianer*innen hatten alle noch nie selber Pizza zubereitet, geschweige denn eine viereckige. Sie waren begeistert beim Belegen und natürlich beim späteren Aufessen dabei. Insgesamt buken wir unglaubliche fünf Bleche, sodass Laura und ich unserer jeweiligen Gastfamilie noch Abendessen vorbeibringen konnten.

Milena und Kevincito, fleißig am Schnibbeln.


Mal kurz ins Warme
Das Tolle an Kolumbien und seinen tausend Klimazonen ist ja, dass man einfach für ein Wochenende der Kühle Cucaitas/Tunjas enfliehen und sich ein paar Kilometer weiter bei über 25°C entspannen kann.
Also machten wir das auch. Gemeinsam mit fünf weiteren Freiwilligen fuhren wir am Freitag im Bus los nach San Gil, wo wir gegen 7pm ankamen und sofort in ein uns bereits bekanntes Restaurant mit dem wunderbaren Namen „Gringo Mike's“ einkehrten. „Gringo“ ist ein hier gebräuchliches Wort für US-Amerikaner. Leider wird es oft vergeneralisiert für Ausländer eingesetzt, da wehre ich mich immer stark gegen. Jedenfalls gibt es in dem Restaurant Burger, Pommes, Burritos und Quesadillas, und das alles sogar mit einem annehmbaren Vegetariermenü. Im Urlaub ist das Essensmotto immer: Alles, nur nichts typisch Kolumbianisches!

Die Schöne und das Biest (von rechts nach links).
Der Parque von San Gil bei Nacht. Wunderschön.

Der nächste Tag begann mit ausgiebigem Frühstück und darauffolgendem Besuch des Marktes. Mittags fand man uns etwas fertig von der Hitze in einem Eisladen, Limonada de Coco trinkend. Danach ging es postwendend los zur Hauptunternehmung des Tages, einer zweistündigen Höhlentour. Wir lernten die Kuhhöhle, die 'cueva de la vaca' kennen. Vielleicht kam der Name zustande, weil wir unserem Guide erst einmal über drei Weiden folgen mussten, um zum Höhleneingang zu gelangen. Vielleicht gibt es auch tiefgehendere Gründe. Wer weiß.

Ausgestattet mit den hässlichsten Klamotten, die wir kriegen konnten, Helm und Stirnlampe ging es unter die Erde. Bereits nach vier Metern durften wir beim durch-Felsspalten-Quetschen feststellen: so eine Höhlentour ist absolut nichts für klaustrophobe Menschen. Wir folgten einem kleinen Bachlauf bis zu dessen Ursprung ganz tief drin im Berg. Auf dem Weg watschelten wir im Entengang, krabbelten wie Spiderman, krochen wie Katzen und schwammen wie Nielpferde, je nach Höhe der Felsdecke über uns. Einmal mussten wir auch ein kleines Stück tauchen und dazu kam die Möglichkeit, eine Naturrutsche aus Fels und Schlamm hinunterzurutschen. Wie ein Kindertummeldschungel, nur im Dunkeln und mit beeindruckenden Stalaktiten und Stalagmiten drumherum. Diese Unternehmung war wesentlich spaßiger und spannender als vorher gedacht und lohnt sich auf jeden Fall.

Die Erleuchteten unter Tage.

Platzangst und Schrammen an Knien und Ellbogen.


Die Truppe.

Der Sonntag begann früh, damit wir ein paar Stunden in Barichara, einem nahe gelegenen Kolonialdorf, verbringen konnten. Es ist mit Villa de Leyva zu vergleichen, nur mit grünerer Natur. Hier wurden wir alle ausgiebig von Mücken zerstochen und machten, begeistert von der Aussicht, Fotos über Fotos.
Mangels offener Restaurants ging es zum Mittagessen zurück nach San Gil, zum dritten Mal ins „Gringo Mike's“. Nun haben wir quasi die gesamte Speisekarte abgearbeitet und sind bestimmt in die Stammgästeliste aufgenommen.


Das Cucaita-Team am Ende Baricharas.

Malerische Gassen, Barichara.


Ende-der-Welt-Foto.

Was heißt nochmal 'Ich'?
Noch ein paar Worte zu meiner fortgesetzten Arbeit in der Schule.
Seit Schulbeginn Ende Januar arbeite ich nur noch im Colegio, die Grundschule muss jetzt ohne mich klarkommen. Mit dieser Regelung, zu der ich selbst auch den größten Teil beigetragen habe, bin ich sehr zufrieden, da ich so mehr den Schüler*innen im Colegio beistehen und somit mehr bewirken kann.
Zum Verdruss der Schüler*innen (aber natürlich nur zu ihrem Besten) habe ich Vokabeltests für nahezu alle Klassen eingeführt. Diese schreiben wir nun alle zwei Wochen und der oder die Beste darf sich immer etwas aus meiner Geschenkekiste aussuchen (meistens Oreo-Kekse). Ich fand diese Maßnahme der Vokabeltests sehr nötig, da die Kinder jedes, aber wirklich jedes einzelne Wort im Wörterbuch nachschlagen. Es kommt nicht selten vor, dass sie mich sogar fragen, wie man 'ich' auf Englisch sagt... 
Weil ich Wettbewerbe so gerne mag, ziehe ich das Ganze noch etwas größer auf – es gibt einen langzeitigeren Kontest zwischen allen Kursen des Colegios. Die in den Tests gesammelten Punkte der gesamten Klasse werden zusammengezählt, eine Durschnittsnote errechnet und alle zwei Wochen in einer Tabelle ausgehängt, sodass man den Überblick behalten kann. Kurz bevor ich nach Deutschland zurückkehre gibt es dann die Auswertung und der Kurs mit den meisten Punkten gewinnt ein Blech Muffins, mit viel Herzblut von Laura und mir gebacken.
Meine Hoffnung ist, dass die Schüler*innen sich so gegenseitig mehr ans Vokabellernen erinnern, da ja die Punkte des gesamten Kurses zählen. Mal sehen. Bis jetzt geben sie sich etwas faul.


~ Wort des Tages: „Derroche“. Übersetzung: Verschwendung. Ist ein großes Thema hier, und ich höre das Wort nahezu täglich. Vor allem natürlich Wasserverschwendung wird groß angeprangert und versucht vorzubeugen. Auf der anderen Seite benutzt man weiterhin Plastikbesteck und Plastikbecher.

Hasta luego,
Karla


1 Kommentar:

Ich freue mich immer ueber Kommentare.