Sonntag, 9. September 2018

Sand statt Schnee. Und Schinkenkuchen.


Viele Menschen, wenig Platz. Wir treten ein durch einen Vorhang aus weißem Tüll, gold glitzernden Plastikstreifen und künstlichen Pflanzen. Es ist dunkel. Und doch leuchtet alles. Pflanzen, Stoffe und eine grell geschminkte Frau schieben sich in mein Blickfeld, alle hervorgehoben durch das herrschende Schwarzlicht. Dicht gedrängt schieben sich auch Menschen mit ihren Mateflaschen durch den „Urwald“. Wir bleiben stehen, beobachten die Frau. Die Performerin. Sie sitzt auf einem Liegestuhl und singt. Dann erzählt sie in melodischem Singsang von ihrer Arbeit. Sie schaltet Musik an und fordert zum Tanzen auf. Wer nicht tanzen möchte, der tue das eben nicht, wir seien ja alle eins und dadurch, dass sie tanze, tanzen wir eigentlich alle. Die Surrealität ist perfekt.


Karla war auf einem internationalen Kunst-Festival. Oder zumindest der Eröffnung davon. Es nennt sich survival kit, wird vom Goethe-Institut unterstützt und fand in einem alten steinernen Zirkus und dessen Stallungen statt. Eine tolle Lokalität! Die oben beschriebene Performance war nur eine von vielen, und daneben konnte man ausgestellte Kunstwerke bewundern und bis zwei Uhr nachts zu alternativer Musik tanzen.

Wie komme ich auf sowas? Ziemlich einfach – meine Mitbewohnerin hat dort mitgewirkt, mich deshalb eingeladen und mitgenommen.

Und was wollte uns diese Performance (namens „Stories for a Better Life, Their Story News from the Retrofuture”) eigentlich sagen? Also. Die Geschichte spielt in einer dystopischen Zukunft, in welcher die Reichen die Erde längst verlassen haben und nur noch die niedrigeren Klassen verbleiben. In dieser Welt hat sich die Frau (Sonja Khalecallon) ein Hotelimperium aufgebaut, das sie durch Multitasking komplett selbst leitet. Sie ist also gleichzeitig Managerin, Köchin, Unterhalterin, Putzfrau, …
Was uns das alles sagen soll, weiß ich aber trotzdem nicht. Ist halt Kunst.


Kommen wir zu einem lebensnäheren Thema: Strand.

„Was?“, denkt ihr euch. „Das ist doch das Baltikum. Lettland. Ich erwarte Schnee!“ 
Mit diesem Ansatz war ich auch hergekommen. Umso positiver überraschte mich der kilometerlange Sandstrand bei Temperaturen von über 20°C, nur eine halbe Stunde Bahnfahrt vom Rigaer Hauptbahnhof entfernt. Vergangenen Samstag erkundeten wir 200 Erasmusleute den touristischen Kurort Majori und den dazugehörigen Strand inklusive einer Reihe an Beachvolleyballfeldern. Gestern wandten wir uns eher gen Norden und taten dasselbe in dem Dorf Vecāķi, diesmal mit nur ca. 30 Leuten und noch mehr Beachvolleyball. 
Ich hatte nichts zum Essen dabei, da der Platz in meiner Tasche durch die Kamera eingenommen wurde. Man muss ja Prioritäten setzen. Zum Glück waren genügend organisierte Deutsche dabei, die alle genug Verpflegung für eine Kleinfamilie dabei hatten und gerne teilten.

Der Strand von Vecāķi.
Ein malerischer Müllcontainer am Meer.


Bescheidenes Strandhaus in Majori.

Majori I

Majori II

Bestgelegener Bahnhof!

Rugby oder so.



~ Wort des Tages: "Ŝķiņķi". Ja, ich weiß, was ihr denkt, und ich kann es auch nicht aussprechen. Das Wort bedeutet Schinken und anscheinend tun die Letten den in Gebäck hinein. Gut, dass ich diesen nach Möhrenkuchen aussehenden 'Pudiņŝ' letztens doch nicht gekauft habe.

Karla

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