Mittwoch, 16. September 2015

Vom Auf und Ab und Ausflügen

Buenos días!

Nun bin ich bereits einen Monat und zwei Tage hier, und mein Spanisch ist immer noch mehr als ausbaufähig. Lustigerweise lerne ich die meisten neuen Wörter im Englischunterricht und bei der Englischnachhilfe. Aber das nur am Rande.

Truckkauf
Vorletzten Samstag fuhren wir (Mama, Papa und Bruder) 3 Stunden lang in die Hauptstadt Bogotá, um nun endlich einen LKW zu kaufen. Und genau das taten wir auch. Weitere. drei. Stunden. lang. Seeehr langweilig. Danach saßen wir eine weitere Stunde in einer Panadería (= sowas wie eine Bäckerei, nur ohne Brot), um den Vertrag aufzusetzen. Ebenfalls etwas zäh.
Einzig für den Stopp bei der Puente Boyacá auf dem Rückweg lohnte sich die Reise – die Hauptattraktion selber, die Brücke, ist wirklich winzig, aber drumherum ist alles schön turistisch aufgemacht.
Zu ihrer Bedeutung: Da wurde 1920 die Unabhängigkeit erreicht. Mehr dazu erzähle ich euch höchstwahrscheinlich im Dezember, da ist nämlich ein Besuch obligatorisch und alles ganz super erleuchtet.


Die süße Puente Boyacá
Feldlauf
Inzwischen bin ich in Cucaita auch ein paar Mal laufen gegangen. Das ist viel spektakulärer als es klingt, glaubt mir. Diese Sportart scheint hier gänzlich unbekannt und ich errege wirklich viel Aufmerksamkeit, auch wenn ich mir die abgelegeneren Straßen aussuche. Als relativ geeignet hat sich die 2km lange Straße in den nächsten Ort Sora herausgestellt, und vor allem in der Stunde vor Sonnenuntergang (sprich zwischen 5pm und 6pm) ist es dort wunderschön. Deshalb hier Fotos:

Sehr einsam gelegenes aber echt hübsches Häuschen zwischen Cucaita und Sora
Genau so einsam, aber inklusive fotogenem Hund

Resignation
Am Freitag war mal wieder Grundschule angesagt. Leider hatte ich trotz Stundenplan nicht die Klassen, auf die ich mich vorbereitet hatte. Naja, inzwischen bin ich ganz gut im Unterrichtimprovisieren geworden. Und genau genommen kann ich auch mit allen das Gleiche machen, da die Klassen sich im Englischniveau nicht krass unterscheiden.
Trotzdem musste ich nach diesem Tag etwas resigniert nach Hause schlurfen. Eine chaotische Doppelstunde alleine mit der Fünften ist eben nicht gerade aufbauend, ebenso wenig wie die Tatsache, dass die Drittklässler es nicht schaffen, „I'm fine“ fehlerfrei von der Tafel abzuschreiben.
Aus diesem Tag habe ich jedoch viel gelernt, finde ich (mehr als die Kinder auf jeden Fall). Zum Beispiel, dass es echt nicht wichtig ist, wie viele Wörter die Kleinen am Ende mehr können, sondern viel eher, dass sie die Sprache danach ein kleines Bisschen mehr mögen.

Aufschwung
Seit Montag geht es mir schon viel besser in der Primaria. Mit zwei Klassen guckte ich kurze Filmchen zu introductions, was motivationsmäßig Wunder bewirkte. Die Dritte durfte daraufhin Wanted Posters malen, die jetzt ihren Klassenraum verschönern. Für die erste Klasse muss ich mir noch einfachere Spiele überlegen ('Ich packe meinen Koffer' hat sich als Überforderung herausgestellt), aber die Kleinen sind einfach süß. Es ist nicht unüblich, sich hier von den Lehrerinnen mit Küsschen zu verabschieden – und genau das machte dann eben die gesamten Primeros bei mir. Süß. Und anstrengend. Aber süß. Ach ja, ein Fünftklässler hat mir ein Bild (von einem Minion) gemalt. Das verschönerte meinen Tag extrem.

Zusätzlich fand am Montag eine kleine Exkursion der Primaria zum Museum Cucaitas statt. An die Größe des Orts angepasst besteht das Museum aus einem wohnzimmergroßen Raum. Es zeigt anhand von Ausstellungsgegenständen wie Trophäen, Jagdgegenständen, Münzen und vielen Fotos, wie die Vorfahren den Cucaitaner (?) lebten. Danach erklärte ein waschechter Indigener (Chiqui genannt) auf dem Dorfplatz etwas über seine Kultur, mithilfe von Gesängen und Tänzen. Was ich mir davon gemerkt habe: In Kolumbien gibt es 115 indigene Stämme und 68 indigene Sprachen. Schon beeindruckend.

In der Primaria. Ganz diszipliniertes Aufstellen.
Auf dem Plaza. Der Indigene fordert Schüler_innen zum Mitmachen auf.
 Neues aus dem Fragenkatalog der Schüler_innen:
  •  Wie lange fliegt man nach Kolumbien?
  • Wie ist die Ländervorwahl Deutschlands?
  • Hast du facebook?
  • Wie grüßt man auf deutsch?
  • Wie viel kostet ein Ausweis in Deutschland?

Mit Spontanität nach Duitama
Am Samstag fand mal wieder Unterricht statt. Ich ging mal wieder freiwillig hin. Genau genommen hatte ich nur zwei Stunden, also nutzte ich die freie Zeit, um mich in den Spanisch- und den Matheunterricht der Achten einzuschleusen. Spanisch brachte mir überraschenderweise nichts, da dort nur Reflexivpronomen gelernt wurden und ich die schon aus Deutschland kannte. Mathe machte jedoch richtig Spaß – eine Stunde lang Gleichungen auflösen, yeah!
Nach der Schule nahm ich die Mitfahrgelegenheit einer Lehrerin nach Tunja wahr, wo sich mir ein etwas doofer Denkfehler meinerseits offenbarte. Ich wollte mit einem Lehrer (Edward) in die Stadt Duitama fahren, ging aber fälschlicherweise davon aus, am Abend wieder zurückzukehren. Stellte sich heraus, dass das nicht der Plan war. Wir fuhren also trotzdem mit dem Bus nach Duitama, wo Edwards Eltern wohnen, und ich lieh mir Übernachtungssachen von dort. Edward selber war zwar quasi den ganzen Abend auf einem Konzert, aber kein Problem, ging ich eben mit seinen zwei Brüdern und Cousin feiern. Das war wirklich cool und ein bisschen tanzen habe ich auch gelernt.
Am nächsten Morgen ging es trotz Schlafmangel sportlich weiter – in der Residenz, in der sich das Haus der Eltern befindet, gibt es nämlich (nebst Fitnessstudio) ein Squashfeld! Ich habe natürlich den komplett falschen Schlag drauf (dank Badminton), aber Spaß macht das auf jeden Fall.
Um 2pm hatte ich eigentlich einen Termin zur Nachhilfe. Wann war ich zurück in Cucaita? Um 4pm. Normal. Mich als stereotypisch Deutsche mit Pünktlichkeitstick hat das ein wenig fertig gemacht. Aber wenn Kolumbien mich eines lehrt, dann ist es Gelassenheit.

Nicht Fußball, nicht Basketball, nein, Squash spielen in Kolumbien!
~ Wort des Tages: „tener sueño“. Das ist genau übersetzt 'Traum haben' und bedeutet 'müde sein'. Ich denke es ist nicht schwer zu erraten, warum es das Wort/der Ausdruck des Tages ist.


Hasta luego,
Karla


Der Plaza/Parque bei sich verabschiedender Sonne. Mit fotogener Baustelle.

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